Film Festival Cologne

La Syndicaliste

Rezensiert von Valeska

Regie: Jean-Paul Salomé
Spielfilm · F, D 2022 · 122‘ · OmU

Bild: Filmfestival Cologne

La Syndicaliste erzählt die Geschichte von Maureen Kearney (Isabelle Huppert), die als Gewerkschafterin für die Rechte der Arbeitnehmer:innen des französischen Atomkonzerns Areva kämpft. Ihr Ziel: Ein Nuklear-Deal zwischen dem französischen Konzern und China zu verhindern und damit Arbeitsplätze zu sichern. Doch ihr unermüdlicher Einsatz wird ihr zum Verhängnis. Sie wird brutal in ihrem eigenen Haus misshandelt. Die Suche nach den Täter:innen gestaltet sich jedoch schwierig und irgendwann stellt sich die Frage, ob es überhaupt ein Angriff auf sie gab. Im Film sticht vor allem die herausragende Schauspielleistung von Isabelle Huppert hervor. Mit ihrer Zerbrechlichkeit, aber auch ihrem Kampfesgeist, fiebern die Zuschauer:innen ihrer Suche nach Gerechtigkeit mit. Kritisch anzumerken ist, dass der Film versucht viele verschiedene Erzählstränge zusammen zuführen: wirtschaftliche Verstrickungen, Versäumnisse der Justiz und die Benachteiligung von Frauen in patriarchalen Strukturen. Leider können nicht alle ausdifferenzziert erzählt werden, so dass der Film an einigen Stellen etwas an der Oberfläche bleibt. Trotzdem ist der Film von der ersten Sekunde an spannend, zum Teil auch sehr bedrückend und erschreckend, wie sehr Vergewaltigungsopfer für ihre Rechte kämpfen müssen. Da die Zuschauer:innen jedoch nachhaltig beeindruckt aus dem Kinosaal herausgehen und unbedingt über die gesehenen Geschehnisse sprechen müssen, gebe ich 4,5 von 5 Popcorn-Tüten. Danke Isabelle Huppert für diese tolle Schauspielleistung.

EO

Rezensiert von Alike

Regie: Jerzy Skolimowski
Spielfilm · PL, I 2022 · 86‘ · OmU

Bild: Filmfestival Cologne

Wie denkt und fühlt ein Esel? Was bedeutet dem Esel etwas? Kann ein Esel einsam sein? Nach dem Sehen von „EO“ wird man die letzte Frage mit einem heftigen „Ja“ beantworten. Denn mit diesem Film versetzt einen Skolimowski so unmittelbar und einfühlsam in die Perspektive des Esels „EO“, dass man keinen Zweifel mehr an einer eseligen Gefühlswelt hat. Und zu diesen Gefühlen gehört auch das schmerzliche Vermissen der Zirkusartistin Kasandra. Von Kasandra wird EO zu Beginn des Films getrennt und stolpert fortan von einem „Besitzer“ zum nächsten, teils eigenmächtig, teils von Menschen bestimmt.

Es ist ein sehr eindrücklicher, aber auch eigenwilliger Film, den Skolimowski hier präsentiert. Die Kameraführung ist absichtlich chaotisch und bewegt, oft körperlich extrem nah an dem Esel, mit vielen Detailaufnahmen von dessen laufenden Hufen, seinen geblähten Nüstern oder seinen großen, schwarzen Augen. Es ist nicht immer ganz eindeutig, was mit den unterschiedlichen Stilmitteln erzählt werden will. Steht die sporadische Fish-Eye-Perspektive für die Esel-Sicht? Was bedeuten schwarz-weiß-Szenen, die mit einem Rotfilter getränkt sind? Während des Films ändert sich meine Interpretation immer wieder. Auch die auditive Ebene ist auffällig: Viele Geräusche sind besonders hervorgehoben, wie um die anstrengende Lärmigkeit der Menschenwelt aus Eselperspektive zu vermitteln. Das ist teilweise so harsch, dass es in den Ohren schmerzt.

Zur Eselperspektive gehört auch, dass das destruktive Verhalten der Menschen gegenüber der Umwelt im manchen Szenen aufblitzt. Das passiert zum Beispiel, wenn auf eine schwarz-weiß-rote Aufnahme von einem Windrad ein Cut zu einem herabstürzenden, toten Vogel schnappt. Dieser wurde wohl vom Windrad erschlagen. Oder wenn ein italienischer Priester vor dem Esel über‘s (Esel-)Fleischessen reflektiert.

Insgesamt ist „EO“ ein skurriles und einzigartiges Filmerlebnis, das definitiv die fünf Popcorntüten verdient hat. Nur wer auf konventionell erzählte Filme steht, sollte einen Bogen um diese Eselgeschichte machen.

Hübsches Gesicht

Rezensiert von Franzi

Regie: Antonia Leyla Schmidt

Mini-Serie aus Deutschland aus dem Jahr 2022 (6 Mal 15 Minuten)

Der Plot der Serie ist schnell erzählt: Die Protagonistin Gigi (Dilara Aylin Ziem) wird zu ihrem Bachelorabschluss von ihrem festen Freund mit einer Reise überrascht. Was zunächst romantisch klingt, entpuppt sich als fiese Aktion, denn er setzt sie in einem Fat-Camp ab. Als Plus-Size ist sie es gewohnt, dass Menschen sie anders anschauen oder ihr Glas festhalten, wenn sie im Restaurant an ihren Tisch vorbeigeht, weil sie Angst haben, es könnte umfallen. Sie selbst hat jedoch eigentlich kein Problem mit ihrem Körper. Aber ihr Freund schon: „Ich möchte mit dir zusammen sein. Mit der dünnen Person, die in dir steckt. Du bist meine Traumfrau, also sie steckt in dir drinnen.“ Ihr denkt euch direkt, oh nein – Red Flag! Ja, das tun die anderen Teilnehmer:innen des Camps auch. Doch so oft merkt man selbst es nicht als Erstes. So ist es auch bei Gigi, die in dieser Serie für so viele von uns stehen kann: Eine Frau, die blind vor Liebe ist, die sich von Menschen Urteile über ihren Körper anhören muss und eine Frau, die es anderen recht machen will. Doch in der Zeit im Camp lernt sie nicht nur Freund:innen kennen, oder lernt abzunehmen, sondern auch noch sich selbst besser kennen und lieben. Die Geschichten rund um die Nebendarsteller:innen im Camp waren mir teilweise zu plump. Die Liebesgeschichte ihrer Freundin im Camp bedient sich beispielsweise an stereotypischen Dialogen, die es nicht gebraucht hätte. Viel Humor und eine sympathische und liebenswerte Protagonistin, da ist es kein Wunder, dass das Konzept der Miniserie den ersten RTL-Storytellers-Wettbewerb gewonnen hat. Leichte und charmante Unterhaltung, die man sich definitiv mal anschauen kann, deswegen gibt es von mir 4 von 5 Popcorn-Tüten.

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