Rezension: Die Stadt und ihre ungewisse Mauer von Haruki Murakami

Ich liebe die Bücher von Haruki Murakami. Seine Bücher zu lesen, fühlt sich für mich an wie nach Hause kommen. Ich mag seinen einfachen, leichten und doch detaillierten und eindrücklichen Schreibstil. Ich mag seine Fähigkeit, Alltägliches wie etwas Besonderes klingen zu lassen. Ich mag seine verschrobenen und teilweise überhaupt nicht lebensechten Charaktere. Und vor allem liebe ich das Seltsame und Magische, was in fast all seinen Büchern eine Rolle spielt.

All das hat mir auch an Murakamis neustem Roman „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ gefallen. Die Übersetzung des Romans habe ich sehnsüchtig erwartet, denn das ist sein erster Roman seit „Die Ermordung des Commendatore“, der vor sechs Jahren erschien. „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ handelt von einem namenlosen Erzähler, der sich mit 17 in ein Mädchen verliebt. Doch das wahre Ich dieses Mädchens lebt in einer geheimnisvollen Stadt hinter einer Mauer, in der Menschen keine Schatten haben und Einhörner leben. Jahre nachdem das Mädchen auf rätselhafte Weise verschwindet, findet er den Weg in die Stadt, doch dort erkennt sie ihn nicht mehr.

Wer sich mit dem Werk von Murakami auskennt, wird hier schon einige Motive wiedererkennen: Die Stadt, in der die Menschen keinen Schatten haben und die einzigen Tiere Einhörner sind, kommt bereits in seinem Roman „Hard boiled Wonderland und das Ende der Welt“ aus dem Jahr 1985 vor. Darüber habe ich mich im Vorhinein sehr gefreut, denn „Hard boiled Wonderland und das Ende der Welt“ gehört zu meinen absoluten Murakami-Lieblingen. Und es hat mir großen Spaß gemacht, zurück in der namenlosen Stadt zu sein. Allerdings ist „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ weder ein Prequel noch ein Sequel zu „Hard boiled Wonderland und das Ende der Welt“, sondern eher eine Parallelerzählung, die dieselben Motive nutzt, aber ansonsten sehr anders funktioniert. Während „Hard boiled Wonderland und das Ende der Welt“ ein Plot-getriebener, abgefahrener Agententhriller ist, handelt es sich bei „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ um eine poetische und melancholische Liebesgeschichte (im entferntesten Sinne), die eher vom Innenleben des Protagonisten erzählt als von der Handlung.

Und hier kommen wir zu meinem Kritikpunkt. Zwar fand ich „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ zu keinem Zeitpunkt langweilig und habe den Roman sehr gern gelesen, allerdings gefallen mir Murakamis Plot-getriebene Romane einfach besser, weshalb dieser es nicht in die Liste meiner Favoriten schaffen wird. Für die wenige Handlung fand ich ihn mit über 600 Seiten auch etwas zu lang. Trotzdem habe ich den Roman genossen und mochte seine üblichen Motive und seinen Schreibstil gern. Und lobend erwähnen muss ich, dass dieser Roman ganz ohne seltsame Sexszenen auskommt. Fellow Harukists werden wissen, was ich meine 😉

Wenn ihr mehr über meine Liebe (und auch meine Kritik) zu Haruki Murakamis Büchern lesen wollt, schaut doch mal hier vorbei. Habt ihr „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ gelesen? Wie hat es euch gefallen? Schreibt es in die Kommentare, ich freue mich auf eure Meinung!

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