Film Festival Cologne II

Rodeo

Rezensiert von Valeska

Regie: Lola Quivoron
Spielfilm · F 2022 · 104‘ · OmeU

Bild: Filmfestival Cologne

Rodeo ist das Regiedebüt von Lola Quivoron und wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes mit dem Coup de Coeur (frei übersetzt der Preis der Herzen) ausgezeichnet. Der Film erzählt die Geschichte von Julia (Julie Ledru), einer jungen Frau aus den Pariser Vororten, die unbedingt Motocross fahren möchte. Sie schließt sich einer Gruppe an und erlebt die harte und von Gewalt geprägte Welt der Rodeos (Personen, die Kunststücke mit Motocross-Bikes auf Straßen machen). Sie erledigt Diebstähle und wird so zu einem wichtigen Mitglied der Gang. Die Zuschauer:innen werden mit einer intensiven Streitszene in den Film hineingezogen. Leider kann dieses Tempo nicht gehalten werden und der Film wirkt zum Teil etwas träge, da die Handlungsabläufe sich mehrfach wiederholden. Auch das Ende lässt viele Fragen offen. Hervorzuheben ist, dass die Hauptdarstellerin Julie Ledru selbst keine ausgebildete Schauspielerin. Die Regisseurin Quivoron entdeckte sie über Instagram. Ledru selbst ist Motocross-Fahrerin und einzelne Teile der Filmerzählung wurden an ihre Biografie angepasst. Für den rasanten Start, die spektakulären Stunts und die tolle Schauspielleistung gibt es nach Abzug für den etwas sachten Erzählstrang 3 von 5 Popcorn-Tüten.

Manchurian Tiger

Rezensiert von Alike

Regie: Jun Geng
Spielfilm · VRC 2020 · 118‘ · OmeU

Bild: Filmfestival Cologne

Dieser Film rund um den nordchinesischen Immobilieninvestor Ma, den Maschinenführer Xu, und deren Familien erzählt langsam und stoisch. Jun Geng inszeniert die Szenen mit einem trockenen, lakonischen Humor, der gut zu dem niedrigen Tempo passt.

Die Kargheit und Kälte der nordchinesischen Landschaft scheint nicht nur durch die Ritzen mancher sparsamen Behausung, sondern auch in die Charaktere und den gesamten Stil des Films zu dringen. Alles ist auf ein absolut notwendiges Minimum gedrosselt. Das spiegelt sich auch in den kargen Dialogen; es werden nur die absolut notwendigsten Worte gewechselt. Die meiste Kommunikation besteht aus gegenseitigem Anstarren.

Vielleicht hat es nicht geholfen, dass ich etwas übernächtigt in den Film gegangen bin. Aber bereits zur Mitte des Films fielen mir immer wieder die Augen zu. Man sollte den Film nur in gut ausgeruhtem Zustand ansehen. Wobei es einen dann vermutlich hibbelig macht – so träge tröpfelt die Handlung vor sich hin. Nur ganz vereinzelt wird die Erzählung von abrupten Schock-Momenten unterbrochen. So wird zum Beispiel die Stille zwischen zwei der Hauptfiguren unterbrochen, weil plötzlich mit lautem Krachen ein Ziegelstein durchs Fenster geworden wird.

Den Erzählstil und minimalistischen Humor finde ich grundsätzlich sympathisch. Aber in diesem Fall macht die Dosis das Gift, denn auf die Dauer von fast zwei Stunden wird es im besten Sinne des Wortes ermüdend und so eintönig wie die nordchinesische Landschaft. Möglicherweise ist genau das von Jun Geng gewollt. Aber von mir gibts dafür dann doch nur drei Popcorntüten.


Titelbild: Filmfestival Cologne

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