Ich liebe japanische Popkultur und japanische Literatur ist da keine Ausnahme. Seit meiner Reise nach Japan im Jahr 2017 lese ich regelmäßig Geschichten japanischer Autor*innen. Irgendwie schaffen es japanische Romane meistens, unglaublich berührend zu sein, ohne dabei kitschig zu wirken. Oft sind die Geschichten auch etwas schräg und surreal, ohne gleich Fantasy-Literatur zu sein. Diese – zumindest für meine westliche Brille – unkonventionelle Art des Erzählens ist es, was mich bei japanischer Literatur häufig begeistert.
Meinen Lieblingsautor Haruki Murakami habe ich bereits an anderer Stelle vorgestellt, weshalb ich ihn heute ausklammern möchte und euch fünf Bücher japanischer Autor*innen vorstellen möchte, die nicht Murakami sind.
Mieko Kawakami: Brüste und Eier

Brüste und Eier war ein riesiger Erfolg in Japan sowie international und auch mich hat der Roman begeistert. Der Roman thematisiert verschiedene Herausforderungen, mit denen eine Frau konfrontiert ist, die nicht den üblichen Weg einschlägt und heiratet. Interessant fand ich, dass das Buch in zwei Teile geteilt ist, die beide von derselben Protagonistin handeln, aber verschiedene Abschnitte ihres Lebens thematisieren. Besonders der erste Part hat mich begeistert. Die Protagonistin Natsuko bekommt Besuch von ihrer Schwestern Makiko und deren Tochter Midoriko. Wir erfahren einiges über die Lebenssituationen der drei Frauen. Midoriko ist zwölf und mit dem Beginn der Pubertät überfordert. Sie empfindet Hass sich selbst und ihrem Körper gegenüber und verstummt darüber. Makiko hingegen nimmt die Sorgen ihrer Tochter kaum wahr, weil sie besessen davon ist, ihre Brüste vergrößern zu lassen. Natsuko hingegen hadert mit ihrer Rolle als asexuelle Frau in der Gesellschaft. Besonders Midorikos Geschichte hat mich berührt, denn der Selbsthass dieser jungen Jugendlichen, der niemand helfen kann, wird in dem Roman eindringlich dargestellt. Auch die Thematisierung von Asexualität hat mir sehr gefallen, da das ein Konzept zu sein scheint, was vielen Menschen noch nicht einmal bekannt ist. Im zweiten Teil des Romans wird dieses Thema weiter aufgegriffen. Es gibt einen Zeitsprung und Natsuko verspürt einen tiefen Kinderwunsch. Sie geht der Frage nach, welche Chancen sie als asexuelle Frau hat, ein Kind zu bekommen.
Koushun Takami: Battle Royale

Ich muss zugeben, dass Battle Royale in dieser Aufzählung etwas aus der Reihe fällt, denn der Roman ist weder berührend noch besonders unkonventionell. Der erstmals 1999 veröffentlichte Roman ist einfach eine spannende, dystopische Erzählung und so etwas wie die Mutter von Hunger Games oder Squid Game. Eine Schulklasse kommt auf eine einsame Insel und muss ein Spiel spielen – ein Battle Royale, bei dem die Jugendlichen sich gegenseitig töten sollen, bis nur noch eine*r übrig ist. Es ist offensichtlich, was einen hier erwartet – eine mitreißende Geschichte über die Abgründe der Menschen. Dabei wird auch nicht mit graphischen Beschreibungen gespart. Allen, die Squid Game abstoßend fanden, rate ich von diesem Buch ab. Alle, die Battle Royale-Geschichten mögen und vor etwas Brutalität nicht zurückschrecken, sind hier gut bedient!
Sayaka Murata: Die Ladenhüterin

Muratas Roman Die Ladenhüterin hat mich durchweg begeistert und ich kann es kaum erwarten, mehr von der Schriftstellerin zu lesen. Sie erzählt die Geschichte einer Außenseiterin, die den gesellschaftlichen Normen nicht entsprechen kann und möchte. Schon als junge Erwachsene findet sie ihre Bestimmung in ihrem Job als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarkts. Das entspricht jedoch nicht den Erwartungen, die ihre Mitmenschen an sie stellen. Dieser Roman zeigt, was ich mit „schräg“ meine. Es passiert nicht besonders viel, alle Charaktere sind seltsam und trotzdem ist die Geschichte sehr klug, interessant und hat mich wahnsinnig gut unterhalten.
Genki Kawamura: Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

OK, ich gebe es zu: Dieses Buch hat mich primär wegen des Titels angesprochen. Auch wenn ich mir gar nicht ausmalen will, wie trist mein Leben ohne Katzen wäre… Hinter diesem schockierenden Titel steckt jedoch eine berührende Geschichte über Tod und Trauer. Ein junger Mann erfährt, dass er an einem unheilbaren Hirntumor leidet. Daraufhin bietet der Teufel persönlich ihm einen Pakt an: Für jeden Tag, den er länger leben möchte, muss eine Sache von der Welt verschwinden. Welche, entscheidet der Teufel. An Tag vier sind es Katzen… Auf leichte und doch tief berührende Weise wirft der Roman die Fragen auf, was ein berührendes Leben ausmacht und wie die kleinen Dinge im Leben uns beeinflussen.
Hiro Arikawa: Satoru und das Geheimnis des Glücks

Auch dieser Roman handelt von einer Katze sowie von Tod und Abschiednehmen (mild Spoiler alert, aber auch wichtig zu wissen, falls das Thema einen belastet). Satoru und sein Kater Nana machen sich auf eine Reise, um die Menschen zu besuchen, die Satoru auf seinem bisherigen Lebensweg begleitet und geprägt haben. Die Geschichte ist aus der Sicht des Katers Nana geschrieben und allein deshalb schon etwas Besonderes. Die Autorin macht dabei einen guten Job und die Beschreibungen sind oft witzig. Trotzdem ist der Umgang mit dem Thema Tod und Abschied wahnsinnig traurig und berührend. Der Roman ist eine gute Mischung zwischen leicht und rührend, ohne aufgesetzt rührselig und kitschig zu sein (auch wenn der deutsche Titel das durchaus vermuten lässt).
Habt ihr schon Bücher japanischer Autor*innen gelesen? Schreibt mir gern eure Empfehlungen in die Kommentare!