Ein Gastbeitrag von Mira Kilzer.
Es ist so weit – Heute nehme ich euch für sechs Absätze mit in eine der kreativsten Filmwelten. Filmkenner:innen mussten sich lange gedulden und wissen wahrscheinlich schon, dass es um den neuen Wes Anderson geht. Einige Jahre nach dem großen Erfolg von „Grand Budapest Hotel“ ist sein neuer Filmtitel erneut in großen Buchstaben auf dem Ankündigungsplakat zu lesen.
Der Film startet mit einem einfachen Plot: Der aus Kansas stammende Chefredakteur von The French Dispatch stirbt. Die Zeitung darf nach seinem letzten Willen nicht mehr veröffentlicht werden. Für die allerletzte Ausgabe wollen seine bald arbeitslosen Journalist:innen für ihn und den Ruf der Zeitung nochmal alles geben. Ob in der Redaktion für Kunst, Kultur oder Politik – alle haben ihre eigene Art und Weise, das Erlebte zu Papier zu bringen. Sie nehmen uns in den Kinositzen spielerisch mit auf ihren Recherchereisen.
Kurios, außergewöhnlich und gleichzeitig trotzdem unaufgeregt, schwarz-weiß, bunt, 2D und 3D, und noch so viel mehr
In diesem Film ist für jeden was dabei, ob als reines Comedy-Drama, als Ode an den Journalismus oder als kreative Erfüllung. 103 Minuten saß ich gebannt und mit offenem Mund in meinem Kinositz: Komplexe Geschichten, die ich mir mit dem Verstand nicht hätte ausmalen können. Eine Starbesetzung, die sich mit jeder Minute und ganz nebenbei offenbart. Techniken des Darstellens und Filmens, die ich noch nie so gebündelt in einem Film gesehen habe. Absurdes und kurioses Storytelling, das mich und den Rest des vollbesetzten Kinosaals hat schmunzeln lassen. Schöne Arrangements und Farbspiele in wirklich allen Szenen, die so stimmig und passend sind, dass ich mich häufig darin verloren habe.
Der Wes Anderson-Stil
Als Drehbuchautor und Regisseur ist auch dieser Film ganz in seinem Charme und Verständnis entstanden. Jede Arbeit ist neu und anders. Seine Genialität, die Dinge zu begreifen, zu gestalten und filmisch umzusetzen verändern den „Wes Anderson-Stil“ jedes Mal neu. Wer andere Filme von ihm kennt und sich mit seiner Arbeitsweise näher beschäftigt hat, weiß, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird. In aufwendigen Comiczeichnungen werden die Szenenbilder und deren Übergänge noch vor dem eigentlichen Dreh so weit perfektioniert, dass sie hundertprozentig passen und eine starke Aussagekraft haben. Genauso ist jede kleinste Gestik und Mimik der Schauspieler:innen bewusst ausgewählt und „durchinszeniert“. In Kombination mit der überhöhten Umsetzung hat man häufig das Gefühl bei The French Dispatch eigentlich einem Theaterstück zu folgen. Auf so vielen Ebenen wird man humorvoll und spielerisch hinters Licht geführt – allein deswegen ist der Film schon ein Must-See-Again, weil man beim ersten Schauen nicht alle Details mitbekommen kann.
So genug.
Liebe Leser:innen. Ich bin wahrlich nicht die Person, die gerne schreibt – vor allem nicht für die Öffentlichkeit. Als ich nach dem Film abends nach Hause kam und meine Augen beim Erzählen so geleuchtet haben, konnte ich allerdings nicht anders. Ich glaube, es wird klar: Ich lege Euch diesen experimentellen Film sehr ans Herz, am besten noch auf großer Leinwand. Erlebt selbst, was dieser Film so alles in einem auslöst.
Ein Geheimtipp zum Schluss: Mit einem Glas Rotwein ist man von Anfang an dem französischen Flair noch ein Stück näher.
Beitragsbild: The French Dispatch – Universal Music Group
Ein Gedanke zu “The French Dispatch von Wes Anderson”