Ich hab keinen Bock auf Klimawandel – was tun?

„Unser Ziel sollte nicht ein vollkommenes Utopia sein, sondern eine Welt, in der Fantasie und Hoffnung lebendig sind.“

Bertrand Russell

Die Polkappen schmelzen, die Zahl der Naturkatastrophen pro Jahr nimmt zu, das Wetter wird unberechenbarer, wir haben kaum noch einen normalen Winter oder Sommer, es kommt immer mehr zu Dürren und Trinkwassermangel überall auf der Welt (Eine schöne Animation, wie sich diese Notstände weltweit entwickeln werden, findet ihr hier). Ich bin 27 Jahre alt und bereits in der Schule hatten wir Unterrichtseinheiten in Erdkunde und Englisch zu Klimawandel, Debatten zu Solar- oder Windenergie und haben Texte über Dürren in Afrika oder die Abholzung des Amazonas gelesen.

Mittlerweile bin ich fast schon gleichgültig, was das Thema betrifft. Klar, ich trenne noch den Müll, bin seit Jahren nicht mehr geflogen und ernähre mich vegetarisch. Aber irgendwie habe ich mich damit abgefunden, dass in 20-50 Jahren die Welt sowieso untergehen wird. Die Mayas hatten Recht, haben sich nur um ein paar Jahrzehnte verschätzt [sic!].

Ich bin nicht alleine mit dieser Einstellung. Wenn man durch die Popkultur schaut, wird diese Dooms Day Stimmung auch hier thematisiert. So vor Kurzem erst in dem Song von Kummer und Fred Rabe „Der letzte Song (alles wird gut)“. Es überrascht sicherlich nicht, dass der Song bei mir auch sehr gut angekommen ist.

Klimaverdrossenheit – Eine kurze Definition

Dieses Phänomen nennt man Klimaverdrossenheit oder auf Englisch „Climate Change Fatigue“. Damit ist die Ermüdung dadurch gemeint, immer wieder moralische Entscheidungen für das Klima fällen zu müssen, obwohl diese keinen Unterschied zu machen scheinen. In diesem Zusammenhang wird auch manchmal von „Apocalypse Fatigue“ gesprochen. Von Capstick und Pigeon wird Climate Fatigue auch unter die Climate Scepticisms eingeordnet (Alle Links und Referenzen habe ich am Ende des Textes vermerkt). Die Leute entziehen sich der Debatte, weil sie alle Aktionen für sinnlos halten – wir sind ja sowieso dem Untergang geweiht.

Dass das bei mir auch so war, wurde mir erst so richtig bewusst, als ich dieses Video von @TheGarbageQueen (Alaina Wood) auf TikTok gesehen habe:

Video von @thegarbagequeen auf TikTok

Dabei ist mir erstens aufgefallen, dass ich den Klimawandel soweit wie möglich aus meinem Leben und meinen Gedanken rausgehalten habe. Dadurch ist mir außerdem erst bewusst geworden, wie privilegiert und egoistisch das ist. Mit dem Glück, in einem milden Klima zu leben ist nicht jeder gesegnet. Manche Leute haben gar keine Wahl mehr, als sich täglich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen. Diese Menschen gilt es zu unterstützen. Gleichzeitig sollte man sich auch selber auf das Unausweichliche vorbereiten.

Der vermutlich bekannteste Wissenschaftler, der sich mit dem Thema Klimaverdrossenheit beschäftigt, ist Per Espen Stocknes. Er hat in einem Buch und in einem Ted-Talk ziemlich klar illustriert, warum Leute sich nicht gerne mit dem Klimawandel beschäftigen – und was man dagegen tun kann:

Link zum Video hier

Dieses Video bietet viele spannende Tipps, wie man von außen auf die Klimaverdrossenheit der Menschen einwirken kann. Aber was können wir gegen unsere eigene Klimaverdrossenheit machen? Ich habe für mich drei Ansätze zusammen getragen, die ich in den nächsten Monaten angehen möchte. Vielleicht helfen sie euch auch:

Mental Reprogramming

In dem New York Times Artikel „How to Die in the Anthropocene“ befasst sich Roy Scranton damit, welche mentalen Prozesse ihm im Krieg geholfen haben, die uns jetzt vielleicht auch im Klimawandel helfen können. Er meinte, dass er sich täglich damit auseinandergesetzt hat, dass er sterben könnte. Nur so konnte er sich damals und können wir uns jetzt damit abfinden, dass wir sowieso sterben werden und uns an die Arbeit machen. Denn wenn wir uns damit abgefunden haben, können wir anfangen, uns an die neuen Umstände anzupassen. Wir sind an einem Scheitelpunkt der Entwicklung. Vorher ist alles immer besser geworden, doch jetzt droht uns eine schlechtere Zukunft.

Doch wie mein Eingangszitat sagt, brauchen wir Hoffnung und Zuversicht. Einerseits wird deshalb in Artikeln im Internet (again, Links am Ende meines Artikels) zur Dankbarkeit geraten. Außerdem wird empfohlen, informiert zu bleiben, aber gleichzeitig auf die mentale Gesundheit zu achten. Man solle über den Klimawandel reden, aber die Sprache ändern, sprich, nicht immer von Katastrophe und Weltuntergang reden, sondern sich mehr auf mögliche Lösungen zu konzentrieren. Denn, auch wenn es sich anders anfühlt, wenn alle an einem Strang ziehen, können wir die bereits mancherorts unerträglichen 1,5°C länger hinauszögern und haben so mehr Zeit, neue Möglichkeiten und Lösungen zu finden.

Kleine Schritte

Manchmal hilft es schon bei sich anzufangen und bewusste, kleine Schritte in Richtung einer klimaneutralen Zukunft zu machen. Das kann bedeuten vegetarisch oder sogar vegan zu werden, lokal einzukaufen, auf Plastik zu verzichten, das Licht auszumachen, nicht bei Internetgiganten und Fast Fashion-Läden zu bestellen, wassersparend leben, reparieren statt neu kaufen, Second Hand einkaufen…

Wenn ihr weitere Ideen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare!

Lokale Communities unterstützen

Viele Entscheidungen, die unser Land und unsere Welt wesentlich umweltschonender machen würden, werden trotzdem noch von Regierungen und Politiker:innen entschieden. Deswegen ist es natürlich auch super, wenn man sich trotzdem politisch betätigt. Natürlich gibt es da aktuell nach wie vor die Freitagsdemonstrationen, aber auch Vereine und Arbeitsgruppen in jeder Stadt, bei denen man sich betätigen kann. Gerade in dem Bereich ist es sicherlich leichter, wenn man sich lokal damit beschäftigt. Selbst, wenn das bedeutet, dass man nur einmal in der Woche im Park Müll einsammelt oder mit Menschen mal über Klimawandel spricht.

Schlussendlich werden wir den Klimawandel so schnell nicht los. Er ist etwas, was in Zukunft und auch jetzt schon, unausweichlich zu unserem Leben gehört/en wird. Aber wenn wir uns unseren Ängsten und Sorgen stellen, können wir gemeinsam vielleicht die Welt etwas besser machen und trotzdem mit Hoffnung in die Zukunft schauen.

Titelbild by Markus Spiske on Unsplash

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