Reneé Rapp im Carlswerk Victoria – das lauteste Amen in Köln

Seit Januar ist Reneé Rapp auf den großen Kinoleinwänden als Regina George in „Mean Girls“ zu sehen. Am Donnerstag hat sie auf der Bühne des Carlswerk Victorias gestanden. Renée Rapp überzeugte die früh ausverkaufte Halle mit einem energiegeladenen Konzert.

Über Rapp

Durch ihre Teilnahme an der Reality-TV-Show „The Next Big Thing: NY“ im Jahr 2018 erlangte sie erste Aufmerksamkeit. Die Rolle der Regina George hat sie 2018 bereits am Broadway gespielt. Eine Hauptrolle erhielt sie außerdem in der Serie „The Sex Lives of College Girls“. Damit erreichte sie weitere Bekanntheit. Rapp sagt jedoch, dass sie sich mehr als Musikerin und weniger als Schauspielerin sieht.

Ihr Debutalbum „Snow Angel“ hat sie im vergangenen Jahr veröffentlicht. Es ist ehrlich, gut produziert und macht einfach Spaß zuhören. Es hat ruhige Klänge wie „I hate Boston“, aber auch upbeat Songs wie „Talk too much“. Auf TikTok, in Interviews und in ihren Songs zeigt sie sich sehr selbstbewusst und spricht offen über ihre Bisexualität. Deswegen gilt sie bei vielen schon als queer icon. Es ist sehr erfrischend, eine andere Perspektive zu hören als in den klassischen cishet Songs.

Zum Konzert

Reneé Rapp startet in das Konzert mit dem Opener ihres Albums „Talk too much“. Mit dem ersten Ton konnten die Fans sofort mitsingen. Das galt für alle Lieder des Konzerts. Die Fans bewiesen große Textsicherheit.

Beim zweiten Song „Poison, Poison“ nutzte Rapp den 1600-köpfigen Chor und interagierte mit den Fans. Der Song hat Attitüde und das haben die Fans gefühlt als sie „I think you should shut the fuck up!“ sangen.

Generell ist Rapp für die Interaktion mit ihren Fans bekannt. Die hatten sogar 2024 noch Plakate mitgebracht, auf denen vor allem Insider der Fangemeinde standen.

Wer zu dem Zeitpunkt dachte, der Höhepunkt ist erreicht, wurde spätestens bei „Pretty Girls“ eines Besseren belehrt. Die Fans jubelten beim ersten Ton und tanzten zu dem Song. Vor allem der Schlagzeugteil am Ende des Liedes ist schon auf dem Album stark. Bei dem Konzert kam das auf Grund des generell spannenden Arrangements nicht zur Geltung. Zurückspulen kann man auf Live-Konzert leider weiterhin nicht, um sich die Stelle nochmal anzuhören.

Schlagzeuger Joshua Foster zeigte seine wirklich guten Künste jedoch auch in den anderen Songs. Das Schlagzeug hatte gefühlt tausend Becken. Die hat man auch gehört. Das Arrangement der Songs war eigentlich zu groß für die Bühne des Carlswerk. Die vierköpfige Band hatte einen unglaublichen Sound. Die Backingvocals kamen leider vom Band und waren manchmal etwas zu laut. Das braucht Rapp gar nicht. Sie kann unglaublich gut singen. Ihre Stimme ist stark und laut. Überraschenderweise übersteuerten die Boxen dadurch nicht.

Natürlich war der Titelsong zum Film „Mean Girls“ ein Highlight des Konzerts. „Not my Fault“ war unerwartet nicht die Zugabe und wurde mitten im Konzert gespielt. Es hörte sich an, als hätte die Fans nicht nur Wochen, sondern Monate auf diese eine Stelle gewartet an der sie lauthals sangen: „Can a gay girl get an amen? AMEN!“

Nach einer Stunde war das Ende der Show erreicht. Rapp spielte als Zugabe die Powerballade „Snow Angel“. Eine mutige Entscheidung. Rapp hat den Song über einen Abend geschrieben, an dem sie am nächsten Morgen in einer Bartoilette aufwachte und nicht wusste, was in den vergangenen Stunden passiert war. Der Auftritt zu dem Lied war musikalisch wie visuell stark. Auf dem Screen erschienen weiße Flügel, sodass es aussah, als wäre Rapp ein Engel. Die Lichteinsätze passten unglaublich gut zum Song und zur Stimmung. Hört sich kitschig an, war es aber nicht. Zum Outro des Songs verließen Rapp und die Musiker die Bühne. Als das Licht der Halle schon wieder eingeschaltet war, riefen die Fans immer noch nach einer Zugabe.

Das Konzert war wie schon angedeutet eigentlich zu groß für das Carlswerk. Denn Rapp brachte nicht nur ein hochklassige Band mit, sondern passend eingestelltes Licht, das die Halle erleuchtete. Rapp gehört auf die größeren Bühnen dieser Welt. Auch wenn wir uns natürlich freuen, ihre Musik in den kleinen Halle mit viel Nähe genießen zu können.

Beim Verlassen des Konzerts hat man viele Eltern gesehen, die ihre Kinder abgeholt haben. Das lag vermutlich an den Streiks der KVB. Deswegen geht ganz viel Liebe raus an alle Eltern, die ihre Kinder dabei unterstützen Livemusik zu erleben.

PS: Der Support des Konzerts war Sekou. Aus verschiedenen Gründen, vor allem aber wegen diesem Erwachsenenleben, hat es die Autorin nicht zur Vorband zum Konzert geschafft. Ein Anwesende hatte aber zumindest ein Lied der Vorband gehört und meinte es wäre „ganz gut“ gewesen. Sorry Sekou!

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