Ein Text von Jenni und Anica (SchreibKultur)
Nachdem Jenni vor zwei Wochen schon ein paar Animes auf diesem Blog empfohlen hat, soll es heute um eine Serie gehen, die für die meisten Anime-Enthusiasten kein Geheimtipp mehr sein sollte. Gemeint ist Haikyu!!, ein Sportanime, bei dem es um Volleyball geht.
Im Zentrum der Handlung von Haikyu!! steht Shōyō Hinata, der in die Volleyball-Mannschaft der Karasuno Oberschule eintritt. Zu Beginn gibt es innerhalb des Teams viele Probleme und dazu kommt, dass die Mannschaft nicht besonders gut ist. Doch im Laufe der Handlung lernen die Spieler, sich gegenseitig zu respektieren, wachsen als Mannschaft zusammen und werden durch hartes Training, Testspiele und Turniere immer besser. Volleyball ist für alle Spieler eine große Leidenschaft und wird durch den Animationsstil und das Writing als etwas sehr Bedeutendes und Episches dargestellt.
Okay, aber was ist daran so toll?, fragt ihr euch jetzt vielleicht. Eventuell interessiert ihr euch gar nicht für Volleyball, oder ihr liebt den Sport, aber versteht nicht, warum man sich eine animierte Serie darüber anschauen sollte. Wir – Anica und Jenni – sind beide begeistert von dem Anime nehmen ihn aber aus komplett unterschiedlichen Sichtweisen wahr, und wollen euch erklären, was uns an der Serie gefallen hat. Bei einem sind wir uns allerdings einig: Wir mögen den Anime für seine Epik, seine Darstellung von Leidenschaft, Teamgeist und ganz besonders die Charaktere.
Jenni: Gute Underdog-Geschichten
Ich bin ein Sportmuffel. Zwar achte ich darauf, regelmäßig Sport zu machen, allerdings eher, weil ich weiß, dass es wichtig für meinen Körper und meine Psyche ist, als aus Freude. Vor allem jegliche Arten von Ballsport kann ich nicht leiden, weder sie selbst auszuüben noch sie mir im Fernsehen anzuschauen. Volleyball ist da keine Ausnahme. Deshalb war ich natürlich äußerst skeptisch, als mir verschiedene Leute den Volleyball-Anime Haikyu!! empfahlen. Wieso um alles in der Welt sollte mir das gefallen? Doch dann erinnerte ich mich an meine frühere Liebe zu dem Anime Kickers, der in den frühen 2000ern auf RTL II ausgestrahlt wurde. Kickers dreht sich um die Fußballmannschaft einer Schule, die immer verliert, es aber mit hartem Training schafft, für andere Mannschaften zu einem immer härteren Gegner zu werden. Ich konnte nie etwas mit Fußball anfangen, aber dieser Anime hatte es mir als Kind wirklich angetan.

Ähnlich geht es mir mit Haikyu!!. Ich habe ein paar Folgen gebraucht, um mit der Serie warm zu werden, aber dann hat sie mich doch gepackt. Die Gründe sind ähnliche wie damals bei den Kickers: Ich liebe einfach gute Underdog-Geschichten. Die Karasuno-Volleyballmannschaft ist zu Beginn der Geschichte nicht wirklich erfolgreich und hat interne Probleme, doch durch den Beitritt des Protagonisten Hinata und der anderen Erstklässler kommt frischer Wind in die Mannschaft und sie trainieren hart und arbeiten sich Stück für Stück hoch, um gegen immer stärkere Teams gewinnen zu können. Solche Geschichten liebe ich und in Sport-Animes lässt sich diese Trope einfach besonders gut umsetzen. Für mich persönlich spielt es keine große Rolle, dass es Volleyball ist. Die Sportart ist austauschbar, zentral ist der Teamgeist und Ehrgeiz, der im Zentrum der Geschichte steht, die Dynamiken der Charaktere untereinander und, ganz wichtig, die Charaktere selbst. Obwohl es vergleichsweise viele Hauptcharaktere gibt, da eine Volleyball-Mannschaft natürlich viele Mitglieder hat, ist jeder Charakter einzigartig und tiefgründig, hat seine eigenen Konflikte und handelt nachvollziehbar. In der Karasuno-Volleyballmannschaft kann jede*r Zuschauer*in seinen Liebling finden. Meine Favoriten sind zum Beispiel Sugawara, die Team-Mama, und Asahi, der beste und größte Spieler des Teams, der einen sehr sanftmütigen Kern hat.

Anica: Authentizität und Teamgeist
Von Haikyu!! habe ich zum ersten Mal etwas mitbekommen, als ich zu Hause saß, mich von einer Operation erholen musste und mich im Prinzip gar nicht bewegen durfte. Klar, da war es genau richtig, sich eine Serie anzuschauen, die mir vor Augen führt, wie unsportlich ich gerade bin. Aber was soll ich sagen, nach zwei Folgen war ich einfach drin. Haikyu!! hat mich direkt abgeholt. Das lag zum einen daran, dass ich selbst auch für eine lange Zeit im Verein Volleyball gespielt habe. Dadurch war natürlich sofort mein Interesse an der Serie geweckt. Ich wollte wissen, wie Volleyball in einem solchen Anime dargestellt wird. Haikyu!! ist nicht der erste Sportanime, den ich geschaut habe, aber der erste, der sich um einen Sport dreht, den ich gut kenne. Es war super spannend, mit Vorwissen und eigener Erfahrung die Serie zu schauen. Aus dieser Richtung kommt auch mein erster und eigentlich größter Pluspunkt von Haikyu!!: die Serie ist super authentisch! Auch für Zuschauer*innen, die sich nicht mit Volleyball auskennen, ist alles verständlich. Da die Charaktere zum großen Teil selbst noch viel lernen müssen, werden viele Regeln erklärt, Spielzüge und Techniken werden erläutert und Strategien gezeigt. Das hat mich begeistert, da man so wirklich einen Eindruck bekommt, wie komplex Volleyball sein kann. Hinzu kommt, dass die Spiele sehr mitreißend dargestellt werden und man einfach gar nicht anders kann, als mit den Spielern mitzufiebern.
Darüber hinaus spielen selbstverständlich die Charaktere die tragende Rolle. Und auch hier bin ich wirklich begeistert. Ich finde, alle Figuren sind sehr schön ausgearbeitet. Jeder Charakter hat andere Hintergründe und Motivationen, die eigentlich immer nachvollziehbar sind. Natürlich finden sich hier und da einige Klischees, aber viele werden auf lange Sicht dann doch eben nicht erfüllt. So wie bei dem ständig gelangweilten und arroganten Tsukishima (den ich eigentlich gar nicht leiden kann), der aber schließlich auch endlich versteht, dass es Gründe gibt, sich für sein Team ins Zeug zu legen. Meine absoluten Lieblinge in der Serie sind ganz klar der bedächtige Sugawara, der Mann mit dem Man-Bun, Asahi, und der Trainer Ukai. Allerdings, bei Haikyu!! kann ich wirklich jedem Charakter etwas abgewinnen und das hat bisher kaum eine Serie bei mir geschafft.

Begeisterung schaffen
Da sieht man wie unterschiedlich Haikyu!! die Zuschauer ansprechen kann. Jenni ist eigentlich nicht so sportbegeistert und schon gar nicht, wenn es darum geht, sich Sport anzugucken. Anica hingegen hat ein großes Interesse an Ball- und Mannschaftssportarten. Beide lieben Haikyu!!. Die Serie schafft es einfach, zu begeistern. Das hat viele verschiedene Gründe. Die einen wollen einfach von großartigen Charakteren und ihren Geschichten mitgerissen werden, von dem Teamgeist begeistert werden und sich als Teil dieses Teams fühlen, das sich da auf dem Bildschirm gerade ganz nach oben kämpft. Andere interessieren sich eher für die Thematik der Serie, in dem Fall für die dargestellte Sportart. Der Idealfall ist es natürlich, wenn beides zusammenkommt. Dies ist wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass Sportanimes gerade stark im Kommen sind. Es gibt so viele Sportarten, da soll für alle etwas dabei sein, denn die Zuschauer*innen wollen sich mit ihren Interessen auch repräsentiert fühlen. Vielleicht werden einige auch durch solch eine Serie an eine ganz neue Sportart herangeführt und dadurch sogar dazu motiviert, sie selbst auszuprobieren. Wer weiß? Die wichtigste Botschaft von Geschichten wie Haikyu!! Lautet jedenfalls: Du kannst alles schaffen!

Copyright Titelbild: H.Furudate / Shueisha,”HAIKYU!!”Project,MBS