Hoch lebe die Kunstfreiheit – Danger Dan im Tanzbrunnen

Im Frühjahr 2021 landete Danger Dan mit der Klavierballade „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ einen Überraschungserfolg. Zum ersten Mal überhaupt stieg ein Lied aus der Antilopen-Gruppe in die Singlecharts ein. Jetzt war er in Köln und hat gleich an zwei Abenden das Theater am Tanzbrunnen mit seinen Fans füllen können.

Eigentlich gehört die Musik von Danger Dan zum Rap-Genre, doch auf seinem neuen Soloalbum hört man ein Klavieralbum mit Gesang. Es besteht aus elf Songs, die sowohl Fans von Liebesliedern als auch Themen wie militanten Antifaschismus behandeln. Die Texte des Albums sind persönlich und politisch. Sowohl in schnellen als auch langsamen Songs überzeugt er durch selbstkritische, melancholische und auch reflektierte Gedanken auf sich und die Welt.

Foto: Populärkollektiv

Hundertstes Konzert

Laut Danger Dan war dieses Konzert das letzte im Jahr 2022 und gleichzeitig sein Hundertstes. Mit mittlerweile über 920.000 monatlichen Hörer:innen auf Spotify ist er relativ bekannt und musste seine Fans in Köln deswegen auf zwei Abende aufteilen. Dass es schon der zweite Abend in Folge war, konnte man ihm bei seinem Gang auf die Bühne nicht anmerken. Mit einer roten Fliegerjacke und gegeltem Haar begrüßter er seine Fans in einem für ihn typischen Look und setzte sich an seinem passend zum neuen Album in schwarz-weiß beklebten Keyboard. Sein erstes Lied „Lauf davon“ kam direkt gut an, was man am Applaus im Anschluss bemerken konnte. Nach dem Song nannte er seinen bürgerlichen Namen Daniel, denn er sei mittlerweile 39 Jahre alt und damit nicht mehr in dem Alter, sich als Danger Dan vorzustellen.

„Macht was ihr wollt“

Die meisten kannten Danger Dan nur als Rapper auf der Bühne. Nun saß er am Klavier und musste sich scheinbar selbst noch daran gewöhnen. Zu seinen Fans meinte er, er würde sich über Zwischenrufe und andere Reaktionen freuen, denn von oben sähe man wegen des Lichtes kaum etwas vom sitzendem Publikum. Das ließen sich die Zuhörenden nicht nochmal sagen und einer brüllte laut „bravo“ woraufhin der Sänger sagte, er habe sich damit einen Schnaps verdient. Auch wenn Danger Dan sich mit diesem Album einen Traum erfüllt hat, teilte er beim Konzert mit, dass er keine Lust auf das stereotypische Bild von einem Mann, der alleine am Klavier traurige Songs singt, hatte. Doch dann kam der Corona-Lockdown. Das klassische Bild vom melancholischen Klavierspieler bedient er an diesem Abend jedoch nicht. Denn seine verschmitzte Art, seine Mimik und Zwischenrufe während seiner Songs lockerten den Auftritt auf.

Foto: Populärkollektiv

Alte Rechnungen begleichen

Besonders amüsant war die Performance vom Lied „Ingloria Victoria“, in dem Danger Dan mit seiner alten Schule abrechnet. Die Schule schmückte sich auf Wikipedia mit seinem Namen und er selbst fühlte sich dort nie wohl. Nach dem Erscheinen des Songs wurde sein Name wieder aus dem Artikel gestrichen, für ihn fühle sich das wie ein zweiter Schulverweis an. Bevor der Song losging, ließ er mit einer Handbewegung die Finger knacken und schaute mit einem Lächeln in die Menge. Einige seiner Fans waren ebenfalls auf dieser Schule, sie freuten sich besonders über dieses Lied und dem Moment, als Danger Dan „diese Schweine“ durchs Theater rief. Der Song besteht aus ein paar langen schnellen Sätzen, die den Sänger ganz schön viel Luft kosteten, doch er nimmt es mit Humor. Diese und ähnliche Momente machen den Live-Auftritt besonders. Nach dem Lied erzählte Danger Dan, dass immer wieder die Wikipedia-Seite zu der Schule bearbeitet wird. Er rief seinen Fans mit einem Zwinkern auf, dort mal vorbeizuschauen.

Vergangenheitsbewältigung

Nach der ersten Hälfte des Auftritts begrüßte der Sänger ein Streichquartett auf der Bühne. Passend zum Titel seines neuen Albums hat sich Danger Dan überlegt, die Aufmerksamkeit seines Auftritts auch auf die Musik zu legen, die in der Vergangenheit verboten wurden. Bei seiner Vorbereitung ist er auf den Song „Mein Vater wird gesucht“ von Hans Drach gestoßen. Der Song ist aus der Erzählperspektive eines Kindes geschrieben und schildert die Verfolgung und Ermordung des Vaters durch die NSDAP. Diesen Song spielt nun das Heck-Quartett. Laut Danger Dan gibt es kaum eine Aufarbeitung der deutschen Geschichte. Dabei sollte die oberste Maxime sein, dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert. Doch laut Danger Dan versuchen die Deutschen zu vergessen, statt aufzuarbeiten. Es ist ein bewegender Moment und ein ruhiger, gefühlvoller Song.

Klassik trifft Rap

In der zweiten Hälfte begleitete das Heck-Quartett den Sänger und sorgte damit für eine ungewöhnliche und interessante Mischung aus klassischen Sound durch das Streichquartett und dem Klavier und einem Pop-Sound durch die tiefe und melodische Stimme von Danger Dan. Bei dem Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ lächelte das Heck-Quartett schon bevor es richtig losging. Sie schienen zu wissen, was jetzt kommt. Das Quartett und die Fans wurden nicht enttäuscht: Als im Song die Rede vom Politiker Gauland war, kam vom Publikum ein „Pfui“ gefolgt von einem Lachen. Auch in diesem Lied baute Danger Dan spontan ein paar Zwischenrufe seinerseits ein, die seinen Fans gefielen. So dankte er beispielsweise seiner Rechtsanwältin, die ihn aus dem Gerichtsprozess nach der Veröffentlichung seines Songs geboxt hatte. Immer wieder hört man Männerstimmen aus dem Publikum, oder sieht Fäuste über den Köpfen seiner zustimmenden und glücklichen Fans. Das Konzert endete mit Standing Ovations. Das hatten sich die Musiker verdient, denn es war ein sehr schöner, berührender und abwechslungsreicher Auftritt, mit einer interessanten Kombination aus klassischer Musik und Rap, wie politischen Statements und Witz.

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