BÜCHER
“Man vergisst nicht, wie man schwimmt” von Christian Huber

Ich gebe es zu: Ich habe mich in die Geschichte verliebt. Ein Junge mit Geheimnis und eine Sommerliebe – mehr braucht es manchmal nicht. Wir bekommen aber mehr: Ein mutiges Zirkusmädchen, eine fiese Jugendclique und heimliche Drogenplantagen. Der Roman ist spannend geschrieben, hat interessante Charaktere und erzählt eine Geschichte, in die sich die meisten wahrscheinlich zumindest teilweise wiederfinden können. Bei den Zeilen vom geliebten Eastpak bis zu den Pommes im Schwimmbad werden Erinnerungen wach an frühere Sommertage. Das Ende war für mich zwar weniger überraschend, das hat der Story aber nicht geschadet.
VÖ: 16.03.2022 / dtv
Franzi
Christian Huber auf Instagram
“Die Wut, die bleibt” von Mareike Fallwickl
Helene steht beim Abendessen einfach auf und springt vom Balkon. Sie hinterlässt zwei kleine Söhne, einen Ehemann, ihre Teenager-Tochter Lola und ihre beste Freundin Sarah. Ihre Familie bleibt überfordert zurück. Ihnen fehlt alles, was sie bisher zusammengehalten hat. Schnell wird Sarah in den Strudel von Trauer der Familie hineingezogen und übernimmt Helenes Aufgaben: Sie kocht, putzt, wäscht und betreut die Kinder. Lola sucht nach einer anderen Möglichkeit, mit dem Geschehenen fertig zu werden und merkt schnell, welches Gefühl in ihr am stärksten ist: Wut.
Diese kurze Zusammenfassung lässt schon vermuten: Das ist kein Wohlfühlbuch. Es geht um die Last, die den Frauen auferlegt wird. Und es geht auch um radikales Aufbegehren und Revolution. Mareike Fallwickl ist eine meiner Lieblingsautorinnen und ihr drittes Buch ist bisher mein liebstes.
VÖ: 21.03.2022 / Rowohlt
Jenni
Mareike Fallwickl auf Instagram

“Alle_Zeit” von Teresa Bücker

„Dafür habe ich keine Zeit“ – wie oft geht mir dieser Satz über die Lippen? Die Journalistin Teresa Bücker beschreibt in diesem Buch, was es für ein Privileg ist, Zeit zu haben und wie dieses sogar zum Zeichen von Macht in unserer heutigen Gesellschaft wurde. Dieses sehr philosophische und essayistische Buch hat mir viele Denkanstöße gegeben, die mir bis dahin nicht so bewusst waren. Die Kernaussage: Gesellschaftliche Strukturen entscheiden heute darüber, ob wir Zeit haben oder nicht. Die Autorin nähert sich dem großen Thema Zeit von verschiedenen Blickwinkeln und gibt einen Einblick in die aktuelle Forschungslage zur Zeit.
VÖ: 19.10.22 / Ullstein
Valeska
“Carrie Soto is Back” von Taylor Jenkins Reid
Ich liebe Bücher, die mich so in ihren Bann ziehen, dass ich fast alles um mich herum vergesse und es plötzlich halb zwei nachts ist. Taylor Jenkins Reid hat das mit all ihren letzten Büchern geschafft und ihr neustes Werk Carrie Soto is Back war keine Ausnahme. Es ist zwar nicht mein Favorit von ihr geworden, aber ich habe es sehr gern gelesen und es hängt mir immer noch nach. Da ich absolut keine Ahnung von Tennis habe, hätte für mich Carrie Soto auch eine reale Person sein können. Carrie hat nur ein Ziel im Leben: die beste Tennisspielerin der Welt zu sein. Und als sie schließlich vom Sport zurücktritt, ist sie genau das. Doch dann muss sie Jahre später ansehen, wie ihr Rekord von einer jüngeren Spielerin übernommen wird, und Carrie trifft eine folgenschwere Entscheidung: Mit 37 Jahren kommt sie zurück aus dem Ruhestand…um mit ihrem Vater als Coach erneut anzutreten und ihren Rekord zurückzuholen, koste es, was es wolle.
VÖ: 30.08.2022 / Penguin Random House
Kim
YouTube-Trailer
Taylor Jenkins Reid auf Instagram

MUSIK
“She goes” von Zeck

Für mich ist Zeck eine der Neuentdeckungen des Jahres. Ruhige Klänge und gefühlvoller Gesang, gepaart mit einem schönen Text – das trifft auf alle Songs von ihm zu. Aber „She goes“ gefällt mir besonders gut. Es geht um Liebe, Sehnsucht, die man am ganzen Körper spürt und um die Hoffnung, dass der Schmerz vergeht. Ich habe Zeck das erste Mal bei einem Konzert von Sharktank gehört und war direkt begeistert. Der Auftritt war super sympathisch und hat vielleicht auch zum positiven Eindruck beigetragen.
VÖ: 02.09.2022/ Good Luck Kid
Franzi
Musikvideo auf YouTube
Zeck auf Instagram
“Actual Life 3 (January 1 – September 9 2022)” von Fred Again..
Fred Again.. ist der neue Shooting Star der Londoner Musik Szene. Ein Boiler-Room-Set auf YouTube machte ihn über Nacht international bekannt. Das hat auch mich gecatcht. Seitdem läuft der Londoner DJ bei mir in Dauerschleife und führt meinen diesjährigen Spotify-Jahresrückblick an. Seine Songs sind melodisch und antreibend, so dass sie gleichermaßen im Club, auf TikTok, beim Bahnfahren und während dem Joggen funktionieren. Fred Again.. ist bekannt für den Einsatz von Samples (kleinen Soundschnipseln) aus Sprachnachrichten und Social-Media-Videos, eben mitten aus dem echten Leben, dem „Actual Life“. Durch die Sound-Spuren von echten Personen auf den Tracks strahlt das Album Nahbarkeit und Melancholie aus. Dazu passt das Bild von Fred Again.. auf dem Cover. Möglicherweise ist es wirklich ein spontaner Schnappschuss, auf dem Weg zum Studio oder zum Supermarkt. Mit dieser (scheinbaren) Aura der Unmittelbarkeit fängt Fred Again.. den Zeitgeist ein und kondensiert ihn in sein inzwischen 3 Alben umfassendes „Actual Life“-Projekt.
VÖ: 28.10.2022 / Warner
Alike
Boiler-Room-Set von Fred Again..
Fred Again.. auf Instagram

She’s A Star von Novaa

Wer mir durch dieses Jahr geholfen hat, ist Novaa. Ja, mit zwei ‚a‘ – merkt es euch! Tatsächlich hat sie in den vergangenen vier Jahren jeweils ein Album rausgebracht. Kreativität ist scheinbar in Massen vorhanden. „Nebenbei“ schreibt sie mit und produziert für andere Musiker:innen. Die Liebe für Klänge ist in ihrem Album „She’s A Star“ hörbar. Das ist eine musikalische Umarmung und geht direkt ins Herz. Hört man auf die Texte, kann schon mal die ein oder andere Träne kullern. Allerdings kann man auch drauf tanzen. Lächeln ist ebenfalls nicht ausgeschlossen, zum Beispiel beim Video zu „I Would Be Rich“. Vielleicht ist es ein wenig bitter, aber seht selbst. Ich hatte dieses Jahr die Chance sie live zu erleben und es war sehr besonders. Sie ist einfach eine unglaublich gute Musikerin. Sie hat viel zu erzählen. Also hört zu.
VÖ: 27.05.2022 / Novalty
Katrin
Musikvideo von „I Would Be Rich“ auf YouTube
Novaa auf Instagram
FILME
“Everything Everywhere All at Once” von Dan Kwan und Daniel Scheinert

„Everything Everywhere All At Once“ ist ein Film über eine Frau, die ihre Steuererklärung machen will. Diese Aussage ist nicht falsch, aber auch nicht ganz richtig. Dieser Film ist so viel mehr und alles gleichzeitig (der Titel ist in dieser Hinsicht also sehr passend). Ich möchte nur ungern zu viel über den Film verraten, weil ich denke, dass man ohne Vorwissen das beste Filmerlebnis hat. So viel kann ich sagen: Es ist eine lustige, absurde und zwischendrin immer wieder berührende Geschichte. Genre-Konventionen werden komplett über den Haufen geworfen und man stolpert beim Zuschauen vom Lachen ins nervöse Herumrutschen bis hin zum ein oder anderen Rührungstränchen. Dieser Film ist bunt, macht Spaß und hat mich komplett überrascht.
Kleiner Geheimtipp: Das Filmposter (oben als Ausschnitt) ist von James Jean, einem meiner Lieblings-Low-Brow-Künstler, gestaltet. Und auch der Soundtrack mit Son Lux, Mitski und David Byrne ist sehr gelungen!
Filmstart (Deutschland): 28.04.2022 / Leonine Studios Spielfilm
Alike
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„In einem Land, das es nicht mehr gibt“ von Aelrun Goette

Die 17-jährige Suzie fliegt von der Schule, weil Sie “1984” von George Orwell liest. Damit nimmt sie sich die Chance auf einen Studienplatz und muss sich als Facharbeiterin im Kabelwerk Oberspree bewähren. Wir schreiben das Jahr 1989: Berlin und Deutschland sind geteilt. In der DDR fehlen viele Dinge, vor allem aber die Freiheit. Suzies Träume scheinen in weite Ferne gerückt zu sein, bis sie als Model entdeckt wird und durchstartet. Doch auch auf diesem Weg legt ihr die Macht des Staates Steine in den Weg. Die junge Protagonistin versucht herauszufinden, wie weit sie gehen kann und wie kostbar es ist, selbstbestimmt zu leben. Das Gefühl der Unfreiheit und Fremdbestimmung zieht die Zuschauer*innen in den Bann und verdeutlicht, wie aktuell das Thema bis heute ist. Die “Coming of Age”-Erzählung basiert auf wahren Begebenheiten und ist angelehnt an die Biografie der Regisseurin Aelrun Goette.
Filmstart (Deutschland): 06.10.2022 / Ziegler Film
Valeska
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SERIEN
“Heartstopper” von Euros Lyn & Alice Oseman

Mein Serien-Highlight aus diesem Jahr ist sicherlich kein Geheimtipp. Heartstopper hat mein Herz sofort erobert. Ich habe die Graphic Novels vorher nicht gelesen, aber bin sicher, dass die Serie die perfekte Adaption ist. Die Geschichte dreht sich um den 15-jährigen Charlie, der in der Schule den ein Jahr älteren Nick kennenlernt. Die beiden verlieben sich ineinander, doch Nick hadert damit, dass er noch nicht geoutet ist und ihn alle für heterosexuell halten. Die Serie thematisiert Themen wie Freundschaft, Queerness und die erste Liebe auf wunderschöne und sehr feinfühlige Art. Nick und Charlie sind so tolle Charaktere, die ich direkt ab der ersten Folge in mein Herz geschlossen habe und die Beziehung der beiden ist wunderschön erzählt. Die Schauspieler:innen passen perfekt in die Rollen und ich freue mich schon auf die zweite Staffel.
VÖ: 22.04.2022 / Netflix
Jenni
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“Borgen” von Adam Price

Dieses Jahr ist die von Fans erträumte vierte Staffel der Serie Borgen auf Netflix erschienen – zehn Jahre nach der dritten Staffel. Die dänische Fernsehserie thematisiert das dänische Parlament mit Hauptcharakter Birgitte Nyborg. Nyborg ist Politikerin und hat hohe Ziele. Die Serie gibt nicht nur einen guten Einblick hinter die verschlossenen Türen des Parlaments, sondern zeigt auch die schwierige Arbeit der Journalist*innen, die über dieses berichten. Ich war gefesselt und habe mich sehr auf die vierte Staffel gefreut. Wie geht es den Charakteren nach zehn Jahren? Ich fand die Charakterentwicklung Nyborgs eine spannende Entscheidung. Vor allem wenn man The Good Wife noch im Hinterkopf hat. Das weiter auszuführen, wäre aber wohl einen ganzen Artikel wert. Viele Charaktere der Serie tauchen wieder auf, jedoch leider nicht alle. Ich habe es noch nicht verkraftet, dass Pilou Asbæk nicht mit dabei war. Borgen war lange ein Geheimtipp und falls ihr es immer noch nicht geguckt habt, ist jetzt aber höchste Eisenbahn!
VÖ: 02.06.2022 / Netflix
Katrin
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„Wednesday“ von Tim Burton

Pünktlich zum düstersten Monat im Jahr ist Ende November die Serie “Wednesday” bei Netflix erschienen. Die Mystery-Serie rund um die berüchtigte Tochter der Addams-Familie folgt Wednesday bei ihrem Eintritt in ein Internat für Vampire, Werwölfe und Monster aller Art. Die nähere Umgebung wird von einer Serie unerklärlicher Morde heimgesucht. Wednesday nutzt ihre psychopathischen Eigenschaften, um der Sache auf den Grund zu gehen und malträtiert dabei selbst den ein oder anderen ihrer Altersgenossen. Die Serie zeigt dabei nicht nur die stets unterhaltsame Welt der Addams, sondern ist überraschend gut zum Miträtseln geeignet. Die “roten Heringe” sind gelegt, die Finten aufgestellt und Wednesday Addams stets bereit. Sehr empfehlenswert!
VÖ: 23.11.2022 / Netflix
Theresa
GAMES
“Pokémon-Legenden: Arceus” von Game Freak

Bei Games ist mein Favorit dieses Jahr absoluter Mainstream und absolute Nostalgie. Aber als ich pandemiebedingt in Selbst-Isolation allein wieder in meinem Zimmer sitzen musste, hat mir das echt die Tage gerettet. Zeitlich passend kam nämlich Pokémon-Legenden: Arceus für Nintendo Switch raus und ich habe es so gesuchtet. Es hat mir einfach sehr viel Spaß gemacht, durch die virtuelle Welt zu laufen und Pokémon zu fangen und zu bekämpfen, egal wie ausbaufähig die Grafik ist. Manchmal tut ein Stückchen Kindheit einfach gut.
VÖ: 28.01.2022 / Nintendo/The Pokémon Company
Kim
Let’s Play von mienah auf YouTube
“Spiritfarer” von Thunder Lotus Games
Das Spiel “Spiritfarer” vom Indie-Game-Entwickler Thunder Lotus Games ist eigentlich schon seit 2020 spielbar, doch seit diesem Jahr kann man es durch Netflix auch direkt auf sein Handy oder iPad herunterladen. Man spielt als Stella, die als Fährmeisterin im Jenseits Seelen auf ihrer letzten Reise begleitet. Dafür hat sie ein Schiff, auf dem man immer mehr aufbauen kann. Die Ressourcen bekommt man auf diversen süßen, kleinen Inseln, zwischen denen man umher tuckert. Gleichzeitig erfährt man auch immer etwas aus Stellas altem Leben… Das Spiel ist überraschend tiefgründig und mitreißend. Die Seelen und Wesen, die man auf dem Weg trifft, haben spannende Geschichten zu erzählen. Dabei regt das Spiel an, die Sachen langsam anzugehen und den Moment zu genießen, weil er sehr bald vorbei sein könnte.
VÖ: 18.08.2020 (auf Netflix 06.10.2022)
Theresa
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Titelbild: Populärkollektiv/Vecteezy, dekasena