How (not) to be an assistant

Die stillen Helden jedes Büros, die Menschen, die alles wissen, alles hören, aber nichts sagen. Das sind die Assistent:innen. Wer hat nicht schonmal davon geträumt, Assistent:in zu sein? Zugegeben, wenige… Aber wie Andy von „Teufel trägt Prada“, genial, flexibel und kreativ zu sein, das wünscht man sich schon manchmal. Dabei hat sie die wohl schlimmste Assistenzstelle, die man sich vorstellen kann. Eine Chefin, die unmögliche Aufgaben stellt und Lob streng nach dem schwäbischen Motto gibt: Net gmekkert isch auch globt. Ikonisch für die Darstellung von Assistent:innen ist wohl auch Pam von „The Office“, die als Rezeptionistin regelmäßig für grausame Streiche von Chef Michael herhalten muss. Unvergessen ist natürlich auch Ryan Reynolds als Sandra Bullocks Assistent in „The Proposal“, wo er sogar bereit ist, seine Chefin zu heiraten, um sie vor der Zwangsausweisung zu rettet – obwohl sie schrecklich ist. Natürlich ist da auch noch Donna von „Suits“, welche Probleme schon sieht, bevor sie am Horizont erscheinen, mit einem Chef, bei dem jede geringere Leistung fatal wäre.

Was erzählen uns all diese Geschichten über Chef:innen und ihre Assistent:innen? Chef:innen sind im Allgemeinen Arschlöcher, die unmögliche Aufgaben geben, um ihre Untertanen zu quälen. Von den Assistent:innen wird selbstverständlich vollkommene Aufopferung gefordert. Nutze deine persönliche Kontakte, schleime, manipuliere, gib deine persönlichen Freiheiten auf, Hauptsache, der Chef oder die Chefin kriegt am Ende das was er oder sie will: Das Visum, die unveröffentlichten Harry Potter Bücher oder auch nur eine Mittagessensreservierung in einem Restaurant, die dann doch niemand wahrnimmt.

Unangenehm to say the least.

Wer seine Recherche über einen potentiellen neuen Job über diese Filme macht, wird eher enttäuscht von den Aussichten sein. Zum Glück gibt es noch eine Alternative möglichkeit der Recherche: Bücher. Speziell ein Buch: Sona Movsesians „The World’s Worst Assistant“. Die Autobiografie, ja, fast schon Memoir von Sona, über ihr Dasein als Conan O’Briens Assistentin bietet einen optimistischeren Blick auf die Dinge. Zugegeben vergleicht sie normale Chef-Mitarbeiter-Beziehungen als Menschlicher Tausendfüßler (Bild für Referenz), aber das ignorieren wir jetzt mal. Conan O’Brien ist natürlich DER Conan O’Brien, der berühmt-berüchtigte Talkshow-Moderator und Comedian aus dem amerikanischen Fernsehen. Sona beschreibt, wie sie ambitioniert in den Beruf der Assistentin bei Conan startete und dann langsam von ihrem Ehrgeiz abkam, bis sie jetzt vermutlich mehr dafür bezahlt wird, Conans Vertraute zu sein, als tatsächlich Aufgaben für ihn zu erledigen.

Das Buchcover

Das Ganze erzählt sie gespickt mit persönlichen Anekdoten aus ihrem Joballtag. So erzählt sie etwa, wie sie einen Unfall im Golf-Kart mit Conans Kindern hatte, beim White House Correspondence Dinner war oder in Conans Shows als Gast einsprang. Wie der Titel schon erkennen lässt, reflektiert sie ihre Faulheit auch mit einem gewissen Maß an Scham, doch aufgeben will sie diese Herangehensweise auch nicht. Das hat etwas erfrischend Antikapitalistisches und wirkt dabei doch nie belehrend. Schön ist auch, dass man die Auftritte, von denen sie berichtet, dann auch auf Youtube nachschauen kann und die Dynamik zwischen Conan und Sona selbst erleben kann. Tatsächlich lernt man am Ende relativ wenig darüber, was eine Assistenz wirklich im Alltag machen muss, aber es vermittelt zumindest einen „Vibe“. Das Buch ist so lustig und kurzweilig, dass man es auch lesen kann, wenn man gerade keine Recherche zu irgendeinem Beruf betreibt.

Final lässt sich sagen: Lasst euch bei der Recherche über den Job der Assistenz nicht von (bisher falsch klassifizierten) Horror-Filmen wie „Der Teufel trägt Prada“ oder „The Proposal“ nicht einschüchtern. Nehmt lieber (ebenso wenig aussagekräftige) Bücher wie „The World’s Worst Assistant“. Spätestens dann werdet ihr zwar merken, dass ihr den Beruf nicht aus einem Buch oder Film lernen könnt, aber seid wenigstens bestens unterhalten.

Titelbild: Gratisography

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