Dieser Auftritt war, wie die Band selbst feststellen musste, ganz groß. Damit meine ich nicht die vielen Zuschauer:innen, die den Tanzbrunnen in Köln füllten, sondern die Stimmung, der Applaus und vor allem die großartige Musik. Von der ersten Minute bis zur Zugabe gab die Band so viel Gefühl in ihren Songs, dass das Publikum gar nicht gehen wollte. Scheinbar ging es der Band genauso, denn die kam nach der Zugabe mit ihren Akustikinstrumenten in die Menge für eine leise Zusatzshow.
Russische Vorband Lev Tigrovich

Den musikalischen Start in den Abend machte die russische Band Lev Tigrovich. Am Klavier spielte Xenia Wiener und am Cello Janos Mijnssen, der auch später bei Faber mitspielte. Auf einer kleinen Bühne zwischen den Zuschauer:innen sorgten sie mit ihrem ersten Song dafür, dass die Menge langsam ruhiger wurde. Ihr klassischer Sound ist wohl nicht das, was man von einer Vorband bei einem Faber-Konzert erwartet, trotzdem fand das Publikum Gefallen daran.
Sei ein Faber im Wind – oder im Rosenmeer
Dass Faber Stil hat, ist den meisten eigentlich schon bekannt. Lockiges, wuscheliges Haar, feines Sakko mit goldenen Knöpfen und Slipper an den Füßen ließen ihn lässig und trotzdem elegant wirken. Das Bühnenbild passte zu seinem Look und konnte kaum schöner sein. Hunderte leuchtende Rosen hoben sich im Nebel zwischen den Musikern hervor. Nach der Ouvertüre spielt die Band den Song Highlight. Darin heißt es: „Ich hab alle Leute hier im Raum belauscht. In der Hoffnung, dass mich irgendwer erkennt“, im Tanzbrunnen kannte wohl alle ihn und seine Songs.

„Du liegst mir echt am Herzen“ (Faber)
In Fabers Songtexten geht es oft um große gesellschaftliche Themen, wie Migration, Rassismus oder Druck durch Social Media. Nach einem der ersten Lieder fragte er Richtung Publikum, ob jemand verstanden habe, worum es gehe. Aus dem Publikum war nichts zu hören und Faber erklärte: „In diesem Song geht es um einen Mann, der eine Frau liebt und eine Frau, die einen Mann liebt und es ist kompliziert. Diesem Thema werden wir uns jetzt in den nächsten eineinhalb Stunden widmen.“ Ein Lachen geht durch die Reihen, aber jede:r weiß, er hat damit recht. In seinen Songs geht es oft um die Liebe, auch wenn sie nicht so plump dargestellt wird, wie er es an dieser Stelle mit einem Schmunzeln erklärt. Hinter seinen Texten steckt mehr und wenn die Menge mitsingt, kann man fühlen, dass seine Songs und seine Themen das Publikum bewegen.
„Vögel fliegen in den Sonnenuntergang hinein“ (Faber)
Was macht ein Live-Konzert so besonders? Es sind die Momente, die man bei Spotify und Youtube nicht finden kann. Bei manchen Musiker:innen hat man das Gefühl, dass sie vor lauter Konzerten nur noch ihre Songs herunterspielen und das Publikum nicht mehr wahrnehmen können. Bei Faber ist das definitiv nicht so. Während er singt, fliegen immer wieder Vögel an der Bühne im Tanzbrunnen vorbei. Als der Song zu Ende ist, muss er grinsen und erklärt, er wusste schon, dass es „hier in dieser Gegend so kleine grüne Papageien gibt“ und was es mit ihnen auf sich hat. Bei dem letzten Konzert habe er das Lied noch abbrechen müssen, weil er so begeistert war. Ich war bei dem Konzert dabei und kann mich daran auch noch erinnern. Diese Momente zeigen, dass dem Schweizer Sänger solche Geschehnisse in Erinnerung bleiben. Und man merkt, wie aufmerksam er ist, was seine Umgebung und auch sein Publikum angeht. Er lächelt immer wieder, wenn seine Fans seine Texte lauter singen als er und wirkt manchmal leicht verlegen. Um sich nicht von den Vögeln ablenken zu lassen, beschließt er: „Ich mache besser die Augen zu, das ist besser, so wie beim Küssen, das sollte man auch mit geschlossenen Augen.“

Bella Ciao, Faber
Für die Zugabe kam Faber ohne Sakko, im verschwitzten Hemd und mit Zigarette in der Hand zurück auf die Bühne. Seine Fans mögen seinen entspannten Genießer-Look und alles andere wäre bei ihm nicht authentisch. Die Liedauswahl der Zugabe überließ die Band dem Publikum, sie sollten einfach Titel Richtung Bühne schreien. Es wurde ziemlich laut und man konnte kaum noch was verstehen. Aber Faber hat sich ein paar Titel herausgepickt, vielleicht die lautesten, vielleicht aber auch die, die er gerne spielen wollte (auf der Setlist standen genau die Lieder der Zugabe). Beim letzten Song Tausenfrankenlang war die Stimmung unglaublich, alle haben getanzt oder mitgewippt und die Band hat nochmal ordentlich an Lautstärke zugelegt. Ein schönes Ende des Konzerts. Könnte man meinen, denn die Band wurde noch Minuten nach ihrem Auftritt lautstark vom Publikum gefeiert, sodass die Band nochmal herauskam. Da die Open Air-Location strenge Regeln hat, wies die Band direkt darauf hin, dass das Publikum ruhig sein muss. Die Fans, die nur froh waren nochmal die Band zu sehen, reagierten mit stummem Applaus, indem sie die Hände über dem Kopf bewegten. Die Band grinste, stieg mit den Akustikinstrumenten runter zu ihren Fans und nahm zwischen ihnen Platz. Der Scheinwerfer wurde auf sie gerichtet und damit alle sehen konnten, setzte sich das Publikum rund um die Band auf den Boden. Sie spielten Bella Ciao, einen Song, der ruhig und langsam startet und den Moment sehr besonders machte.






































