Rezension vom Green Juice Festival 2025

Das Green Juice Festival hat in diesem Jahr bahntechnisch und wettertechnisch nicht unter einem guten Stern gestanden. Am Festivalsamstag musste das Festivalgelände geräumt werden, und die DB war mal wieder die DB. Die Besuchenden ließen sich jedoch nicht beirren und feierten ausgelassen in Bonn-Beuel

Die An- und Abfahrt

Das Green Juice Festival ermutigt die Festivalgänger:innen, mit den Öffis zum Festival zu fahren. Das ist super, weil es theoretisch auch gut zu erreichen ist. Leider fielen jedoch einige Bahnen aus. Dafür kann das Festival nichts, ist aber trotzdem ärgerlich.

Abends organisierten die Veranstalter ausreichend Shuttlebusse, um die Feierenden auf ihren Weg nach Hause zu schicken. Das hat super geklappt. Nur die Deutsche Bahn hat nicht ganz mitgespielt und dachte, Ersatzverkehr einsetzen zu müssen. Ein Bus nach Köln war jedoch etwas wenig für die ganzen Festivalgänger:innen. Deswegen als Tipp für nächstes Jahr: die Verbindungen für die Rückfahrt checken, um Frustrationen vorzubeugen oder sich darauf einzustellen.

Die Musik

Ich gehe hier mal nicht chronologisch vor, sondern thematisiere die Bands, die mir in Erinnerung geblieben sind.

Raum27
Wen ich vor dem Festival tatsächlich nicht auf dem Schirm hatte, waren Raum27. Erstens ist es einfach toll, Männer im Punk zu sehen, die nicht dem Testosteron-Mann entsprechen. Das Problem mit den Erwartungen und Rollenbildern thematisieren sie auch selbst, beispielsweise bei „Wie du bist“.

Meine Lieblingszeile ist: „Weil ein Croptop dir eigentlich viel besser steht.“ Ich habe es sofort gefühlt, und sie ist mir auch direkt im Kopf geblieben. Sie thematisieren aber auch, wie es ist, in einer Bubble zu leben. Es sind tiefe Texte – feiern konnte man dabei aber trotzdem.

Leoniden
Gefreut habe ich mich auf die Leoniden, und was soll ich sagen: Es war mal wieder fantastisch. Die Energie auf der Bühne ist unglaublich und überträgt sich direkt auf das Publikum. Einen ganz besonderen Moment haben sie geschaffen, als sie für die wie ich sagen würde Zillenial-Generation Lieder gecovert haben.

Dafür haben sie in der Crowd ein Klavier aufgestellt. Sänger Jakob spielte und sang mit der Crowd die Songs ihrer Jugend und Kindheit. Der steile Übergang von High School Musical zu Mr. Brightside war alles, von dem ich je geträumt habe. Aber auch die eigenen Songs der Band wurden lauthals mitgesungen.

Blackout Problems
Jedes Mal, wenn ich die Blackout Problems sehe, denke ich mir: Was sagt eigentlich das Label dazu, dass Sänger Mario ständig überall draufklettert? Er hat es dann selbst beantwortet: Sie haben keins, „nur“ ein eigenes. Gut für uns. Sie machen das, worauf sie Lust haben und was sie für richtig halten.

Sie haben beispielsweise ein Plakat mit einem Foto von einem vergangenen Green Juice Festival verkauft. Die Erlöse spenden sie. Es ist eine Band, bei der man das Gefühl hat, dass sie nicht nur darüber reden, politisch aktiv zu sein, sondern es auch wirklich sind.

Grossstadtgeflüster
Die Präsenz der Sängerin Jen ist krass! Berliner Schnauze mit einer starken Stimme. Es ist keine Musik, die ich mir auf die Playlist packen würde, trotzdem hat es unglaublich Spaß gemacht. Wenn ihr die Chance habt, Grossstadtgeflüster live zu sehen, tut es. Es ist lustig, politisch und ein Fest.

Madsen
Ich muss sagen, ich habe gefühlt ewig nicht mehr Lieder von den Madsen gehört, aber ich konnte fast jedes Lied mitsingen. Das hat unheimlich Spaß gemacht. Es ist so schön, wenn ganz viele Menschen neben dir stehen und dasselbe tun. So viele Crowdsurfer wie an diesem Abend habe ich lange nicht mehr erlebt. Die Security hatte sich wohl darauf vorbereitet und nahm die Menschen freundlich entgegen. Das zeigt: Die Stimmung war recht ausgelassen und der perfekte Abschluss für das Festival.

Die Rookie Stage

Neu war in diesem Jahr die Rookie Stage. Die befand sich vor dem Pfädchen, an dem die Infostände verschiedener Organisationen standen. Die Bühne war schön angelegt, weil es wie ein Amphitheater wirkte.

Auf einem Hang konnten sich die Zuschauenden hinsetzen und der Musik der Newcomer lauschen. Das war eine sehr schöne Idee. Vor allem Queen Mahoro überzeugte mit ihrer sympathischen Art das Publikum. Aber auch andere Künstler wie david hugo haben jetzt sicherlich mehr Instagram-Follower als vor dem Festival. Die Rookie Stage war eine tolle Idee und wird hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder einen Platz finden.

Das Drumherum

Neben den Infoständen gab es noch einen Tattoostand und viele verschiedene Orte zum Essen und Trinken. Das Bier mit 5,90 Euro für 0,4 Liter ist mittlerweile leider der Durchschnittspreis bei Festivals. An manchen Ständen war der Preis aber überraschend in Ordnung. Pommes für 4 Euro geht voll. Das Tolle beim Green Juice war auch, dass es ein bargeldloses Festival war und man überall mit Karte zahlen konnte. Liebe ich!

Die Toiletten waren wirklich immer sauber. Das war großartig. In den Toiletten gab es sogar ein Waschbecken mit Seife und weiteren Hygieneprodukten. Was nicht so großartig an den Toiletten war, war die Schlange. Die war sehr lang. Auch wenn es sehr schnell voranging, war das schon etwas nervig, wenn man erst mal einen Kilometer gehen muss, um überhaupt das Ende der Schlange zu finden.

Tipp

Ihr findet niemanden, der mit aufs Festival geht? Das ist sehr schade, und es liegt sehr wahrscheinlich nicht an dir. Lass dich nicht entmutigen. Geh allein hin! Wenn du die Musik zwei Tage lang nicht alleine genießen willst, probiere doch mal die App Spontacts.

Hört sich jetzt ein wenig nach Werbung an, ist es aber nicht. Ich habe fürs Green Juice in der App eine Gruppe von Menschen gefunden, mit denen ich mich dort getroffen habe. Es war erst ein wenig komisch, ich gebe es zu. Dann hat es aber viel Spaß gemacht.

Ich habe eine tolle, entspannte Frauengruppe kennengelernt, die einfach Leidenschaft an der Musik hatte. Am Ende haben wir sogar noch ein Regenbogen-Foto gemacht, weil wir alle Regenjacken in verschiedenen Farben anhatten.

Fazit:

Das Green Juice Festival bleibt seinem Ruf als familiäres Indie- und Rockfestival treu. Das Line-up war größtenteils ausgezeichnet und hat die Leute zum Tanzen gebracht. Das Festival schafft eine sehr offene und entspannte Atmosphäre, in der sich die meisten Menschen wohlfühlen. Auch die Bands achteten auf eine angenehme Stimmung. Beispielsweise riefen sie aktiv Moshpits für FLINTA aus. Das war schön.

Das Line-up bot starke Acts, auch wenn manche Bands bereits zum wiederholten Mal auftraten. Mehr Vielfalt – insbesondere mehr FLINTA auf den Hauptbühnen – wäre jedoch auch beim Green Juice wünschenswert.

Titelbild: Frederic Hafner

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