Wir blicken auf ein ganz besonderes Jahr zurück: 2024 feierten wir 5 Jahre Populärkollektiv und konnten natürlich auch die ein oder andere Neuheit entdecken. Wir fassen euch unsere Favorit:innen in Sachen Büchern, Musik, Filme und Serien zusammen.
Für die Lesemäuse: Unsere Buchhighlights

Und alle so still – Mareike Fallwickl (Jenni)

Eine Welt, in der sich Frauen plötzlich nicht mehr kümmern, keine Sorgearbeit mehr verrichten, generell gar nichts mehr tun. Das ist die Grundidee von Und alle so still – ein großflächiger weiblicher Streik. Im Zentrum der Geschichte stehen Elin, eine Anfang zwanzigjährige Influencerin, Nuri, ein neunzehnjähriger Schulabbrecher, der sich mit verschiedenen Jobs über Wasser hält, und Ruth, eine Mitte fünfzig jährige Pflegekraft. Sie alle leiden auf unterschiedliche Weise unter dem System, das auf der Ausbeutung von Frauen und Migrant:innen fußt. Und alle so still ist irgendwie gleichzeitig Utopie und Dystopie, Widersprüche werden nicht aufgelöst und auch kein erzwungenes Happy End herbeigeführt. Ein interessanter Roman von einer meiner Lieblingsautorinnen, der aufzeigt, wie die Welt sein könnte.
VÖ: 16.04.2024, Rowohlt
Der längste Schlaf – Melanie Raabe (Kim)
Aufmerksame Leser:innen dieses Blogs wissen, dass Melanie Raabe zu meinen Lieblingsautorinnen gehört. Insofern war ich in freudiger Erwartung, weil dieses Jahr endlich ein neues Buch von ihr erschienen ist. Und was soll ich sagen: Ich wurde nicht enttäuscht. Der längste Schlaf ist ein Roman mit Elementen von Thriller, Märchen und Übernatürlichem und handelt, wie der Titel vermuten lässt, vom universalen Thema Schlaf sowie verschiedenen Zwischenwelten zwischen Realität und Traum. Im Zentrum steht Mara, eine Londoner Neurowissenschaftlerin, deren Forschungsgebiet eben Schlaf ist, die aber selbst unter Schlaflosigkeit sowie prophetisch scheinenden Träumen leidet. Wir begeben uns gemeinsam mit ihr auf die rätselhafte Suche danach, warum ihr ein völlig Unbekannter ein Herrenhaus in der deutschen Provinz vermacht, in dem es zudem nicht ganz mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Auch wenn nicht nur ich am Ende des Buches weinen musste, möchte ich hiermit eine wärmste Empfehlung aussprechen.
VÖ: 18.09.2024, btb

Geordnete Verhältnisse – Lana Lux (Valeska)
Für dieses Buch muss ich eine Triggerwarnung aussprechen. Lana Lux schreibt in ihrem neuen Roman über eine toxische Beziehung, die von psychischer und physischer Gewalt geprägt ist. Mich hat das Buch in diesem Jahr nachhaltig beeindruckt. Die Protagonist:innen Faina und Philipp kennen sich bereits seit Kindheitstagen. Schicksalsschläge haben ihr Aufwachsen geprägt und beide waren schon früh auf sich allein gestellt. Im Erwachsenenalter leben sie in einer Beziehung voller Abhängigkeit, Kontrolle und später auch Gewalt. Kein schönes Thema. Warum ich dieses Buch trotzdem als Highlight in diesem Jahr sehe? Mich hat der Schreib- und Erzählstil von Lana Lux gefesselt. Leser:innen bekommen die Geschichte aus der Ich-Perspektive der beiden Protagonist:innen erzählt, so dass wir ihre Gefühle direkt miterleben, egal ob Opfer oder Täter. Gerade dieser Stil macht das Buch für mich zu etwas ganz besonderem.
VÖ: 19.02.2024, Hanser

Für die Musikliebhaber:innen: Unsere Highlights für die Ohren

BRAT – Charli xcx (Alike)

Die britische Popkünstlerin Charli xcx hat mit ihrem Album “Brat” dieses Jahr einen Nerv getroffen. Es gab den limettengrünen “Brat Summer”, die Aussöhnung mit Lorde per Remix von “Girl, so confusing” und sogar das virale Support-Statement zur US-Wahl “Kamala is brat” von Charli xcx selbst. Wer nicht weiß, wovon ich spreche, hat definitiv DEN popkulturellen Moment des Jahres verpennt.
Ich finde, der Hype ist gerechtfertigt. Denn Charli xcx hat nicht nur einen Zeitgeist eingefangen, sie hat auch ein nuanciertes Album voller Hyperpop-Party-Banger geschaffen. Das können nicht viele Künstler:innen von sich behaupten.
VÖ: 7. Juni 2024, Atlantic Records, Album auf Spotify
THE TORTURED POETS DEPARTMENT: THE ANTHOLOGY – Taylor Swift (Kim)
Es hat mich absolut nicht überrascht, dass alle Top-Songs in meinem Spotify Wrapped von diesem Album stammen. Am Tag seiner Veröffentlichung habe ich es auf einer langen Zugfahrt das erste Mal gehört (sehr zu empfehlen atmosphärisch) und seitdem hat es mich eben auch in dieser Langversion “The Anthology” durch das Jahr begleitet. Je nach Stimmung höre ich eher die langsamen oder die schmissigeren Lieder, aber was mich insbesondere auch an diesem Album wieder so abgeholt hat, sind die Lyrics. Ich finde, Taylor Swift ist eine außergewöhnliche Songwriterin, und sie hat mir dieses Jahr außerdem mit der Eras Tour das bisher spektakulärste Konzerterlebnis meines Lebens beschert. Insofern kann ich nicht anders, als dem Album auch hier seinen verdienten Platz zu geben.
VÖ: 19.04.2024, Republic Records, Album auf Spotify

Heisskalt macht wieder Musik! (Katrin)

Dieses Jahr war einfach ein krasses Musikjahr. Es fällt mir deswegen nicht leicht, nur ein Album oder einen Titel auszusuchen. Deswegen habe ich mich für kein Musikstück an sich entschieden. Denn was mich dieses Jahr am meisten überrascht hat, war Heisskalt.
Die Band stand schon auf meiner Liste von Musiker:innnen, die ich nie mehr live sehen werde. Doch unverhofft kommt oft. Der Albumrelease wurde zwar auf nächstes Jahr verschoben. Das Konzert fand jedoch statt. Die Fans waren fast so krass drauf wie die Swifties (aber wirklich nur fast). Das Konzert war sehr wholesome, weil die auch einfach immer das Richtige sagen. Man kann sich in der Musik verlieren, aber in den Texten wiederfinden.
Karol G – Si antes te hubiera conocido (Valeska)
Auch wenn die kolumbianische Sängerin Karol G auf Instagram bereits mehr als 70 Millionen Follower:innen hat, ist sie in Deutschland für mich in diesem Jahr eine Neuentdeckung. In diesem Sommer kam Karol G für einige Konzerte auch nach Deutschland – unter anderem in die ausverkaufte Kölner Lanxess-Arena. Und was soll ich sagen? Das Henkelmännchen brannte! Die Stimmung war grandios. Es wurde mitgesungen, getanzt, leuchtende Armbänder und bunte Landesflaggen vor allem aus Lateinamerika in die Höhe gehalten. “La Bichota” (Die Stierin, Karols Spitzname) performte über 2 1/2 Stunden die Hits ihres neuen Albums “Mañana será bonito” – Von tanzbarem Party-Hit bis zur emotionalen Ballade war alles dabei.
VÖ bereits 2023, Universal Music, Album auf Spotify

Für die Cineast:innen: Unsere Filmhighlights

Beetlejuice Beetlejuice – Tim Burton (Theresa)
Der zweiten Teil des Klassikers kam 36 Jahre nach dem ersten Film endlich ins Kino. Dass Tim Burton so lange Zeit hatte, an diesem Film zu doktern, merkt man in jeder Szene. Lydia Deetz ist mittlerweile erwachsen und kehrt zurück in das Haus ihrer Jugend. Mit ihrer Tochter und ihrem Manager/Freund Rory, sowie ihrer Stiefmutter Delia wollen sie hier Lydias Vater beerdigen. Im Dorf warten nicht nur mysteriöse Bekanntschaften für Lydias Tochter Astrid, sondern auch alte Bekannte für Lydia. Natürlich geht es auch wieder in die Unterwelt. Der zweite Beetlejuice hat keineswegs den Charme des ersten verloren, sondern setzt dem ganzen nochmal die Krone auf. So kreativ und voller Witz ist der Film manchmal schon überladend viel, was aber vielleicht auch gut zur angeblichen Kurzlebigkeit der Aufmerksamkeit heutzutage passt (über die sich der Film auch ein wenig lustig macht…). Fans des ersten Films sollten sich den zweiten auf jeden Fall nicht entgegen lassen, und auch Personen, die den ersten nicht kennen, können sich ohne Nachhilfe den zweiten anschauen.
VÖ: 12.09.2024, Kino
Comme le feu – Philippe Lesage (Franzi)
Das kanadische Drama überrascht mit so vielen seltsamen Wendungen. Zunächst dachte ich, es ist ein gewöhnlicher Coming-of-Age-Film, bei dem eine Gruppe Jugendlicher mit ein paar Erwachsenen in der Natur Urlaub machen. Es gibt einen verliebten Jungen, Streit zwischen Jungs und ein sehr lässiges Mädchen. Doch der Handlungsstrang durchbricht immer wieder die Erwartungen des Zuschauenden. Am Ende entlädt sich die Spannung, die die Figuren in sich tragen. Es geht um verletzte Egos und toxische Männlichkeit. Die Ferien in der Blockhütte bei einem Regisseur werden alles andere als erholsam. Ein Film mit langen Dialogen und einer Kamera, die immer etwas zu lang auf die Situation hält. Die entschleunigte Erzählweise findet sich super im hypnotischen Soundtrack des Films wieder. Mich erinnert der Stil etwas an “Der Rausch” von Vinterberg. Was nicht nur an dem vielen Alkohol auf dem Tisch liegt. Bei der Berlinale wurde der Film dieses Jahr mit dem Großen Preis der Internationalen Jury für den besten Film in der Sektion Generation 14plus ausgezeichnet.
VÖ: Februar 2024, Berlinale
Für die Bingewatcher:innen: Unsere Serienhighlights

Baby Reindeer – Richard Gadd (Jenni)
Der erfolglose Komiker Donny arbeitet in einer Bar und lernt dort Martha kennen. Die Beziehung der beiden entwickelt sich in eine ungesunde Richtung und Martha beginnt, Donny zu stalken. Sie schreibt ihm massenweise E-Mails und sucht ihn sogar zuhause auf, greift seine Freundin an. Folge für Folge spitzt sich die Beziehung der beiden zu. Gleichzeitig wird immer mehr über Donnys durch sexuellen Missbrauch entstandene Traumata aus der Vergangenheit erzählt. Die Netflix-Miniserie Baby Reindeer hat mich mitgenommen. Das Erzählte ist wirklich passiert. Der Autor und Hauptdarsteller Richard Gadd arbeitet hier sein eigenes Trauma auf. Dabei wird nuanciert auf die Charaktere und die besprochenen Themen geblickt, ohne in eine stereotypische Darstellung von Stalkerin und Opfer hineinzurutschen.
VÖ: 11.04.2024, Netflix
The Decameron – Kathleen Jordan (Theresa)
Die Plage ist ausgebrochen und alle müssen Social Distancing betreiben. Nur ist es nicht 2020, sondern 1348. “The Decameron” orientiert sich an der gleichnamigen Kurzgeschichtensammlung und erzählt eine schnelle und verrückte, ja, wahnsinnige Geschichte von Adeligen und Untertanen, die sich auf einer Villa auf dem Land um Florenz zusammenfinden, um sicher vor der Plage auszuharren. Nur haben alle so ihre Geheimnisse, die sich langsam aber unausweichlich dank Lagerkoller alle entladen. Die Serie ist unterhaltsam, fantastisch besetzt und schön anzuschauen. Theresa mochte sie so gerne, sie hat sogar einen Beitrag darüber geschrieben: „The Decameron“: Eine humorvolle Reise durch das spätmittelalterliche Florenz
VÖ: 25.07.2024, Netflix
Angemessen Angry – Elsa van Damke (Katrin)
Superkräfte nach einer Vergewaltigung? Das hört sich etwas makaber an, aber genau darum geht es in der Serie “Angemessen Angry”. Damit wird direkt deutlich, warum der Titel so ausgewählt wurde. Es geht um Amelie. Während ihrer Arbeit als Zimmermädchen folgt ihr ein Mann in den Pausenraum und vergewaltigt sie.
Gegenstände explodieren danach plötzlich, wenn Amelie wütend wird. Sie erkennt schnell, dass sie Superkräfte hat und gibt sich den Namen “Hysteria”. Gemeinsam mit ihren Freund:innen begibt sie sich nicht nur auf einen Rachefeldzug, sondern hilft auch Frauen in der Not.
Die Serie hat mich wirklich begeistert. Sie ist zwar nicht ganz rund. Denn es gibt kleine Plot Holes und manch ein Charakter wie die Oma wirkt schlecht konzipiert. Dennoch hat die Serie tolle Ideen, die gut umgesetzt werden. Sie ist lustig, informativ und schockierend. Dass eine solche Serie bei RTL+ läuft, habe ich ganz ehrlich nicht erwartet. Es freut mich aber sehr und ich hoffe, dass es bald eine zweite Staffel gibt.
VÖ: 25.11.2024, RTL+
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