Unsere Filmempfehlungen zum feministischen Kampftag

Die Filmbranche ist noch immer viel zu männlich. Deshalb möchten wir – die Redakteurinnen des Populärkollektivs – den diesjährigen feministischen Kampftag zum Anlass nehmen, euch ein paar wundervolle Filme von Regisseurinnen für euren nächsten Filmabend zu empfehlen.

Jenni: Promising Young Woman von Emerald Fennell, 2020

Von einem Trauma geplagt führt Cassie ein geheimes Doppelleben. Nachts streift sie durch Clubs und Bars, um sich an Männern zu rächen, die sich an betrunkenen, unzurechnungsfähigen Frauen vergehen. Durch eine unerwartete Begegnung sieht sie sich mit ihrer traumatischen Vergangenheit konfrontiert. 

Dieser Rape-Revenge-Thriller/Drama benötigt definitiv einige Triggerwarungen: Vergewaltigung, Suizid, Mord. Der Film mit der wundervollen Carey Mulligan in der Hauptrolle ist keine schöne Geschichte und hat mich aufgewühlt und erschüttert zurückgelassen. Nichts wird beschönigt, kein Happy-End erzwungen und doch habe ich “Promising Young Woman” als unterhaltsam und empowernd empfunden, vor allem wegen der ansprechenden Ästhetik und der starken Protagonistin, die die Handlung des Films bestimmt.

Alike: „Marie Antoinette“ von Sofia Coppola, 2006

Sofia Coppola zeigt die Königin als junges, naives Mädchen, die als (zukünftige) Ehefrau von Ludwig XVI. an den französischen Hof Versailles kommt. Manche ihr sinnlos erscheinende Etikette ignoriert Marie Antoinette und genießt stattdessen ihr privilegiertes Leben als feierlustige, großzügige Regentin. Die Montagen mit den farbenfrohen Partyszenen machen richtig Spaß und man will sich am Liebsten auch direkt eine turmhohe Lockenperücke aufsetzen und ein paar der bunten Törtchen in den Mund schieben. Ein wirklich sehr gut ausgewählter Indierock-Soundtrack begleitet dieses zügellose Rockstarverhalten. 

Aber die jung verheiratete Marie Antoinette steht auch unter großem Druck: sie muss unbedingt einen Thronfolger gebären. Sonst könnte die Ehe annulliert und sie des Hofes verwiesen werden. Kirsten Dunst vermittelt hier glaubhaft eine Marie Antoinette, die zwischen Verantwortungsgefühl und kindlicher Sorglosigkeit schwankt.

Der Film romantisiert Marie Antoinette nicht, aber er bietet eine in ihrer Fehlerhaftigkeit nahbare Figur mit all ihren Wünschen, Ängsten und Träumen.

Franzi: “Little Woman” von Greta Gerwig, 2019

Es geht um vier junge Frauen in Amerika, die ihr Leben selbstbestimmt gestalten wollen und dabei auf unterschiedliche Hindernisse stoßen. Die Geschichte spielt Mitte des 19. Jahrhunderts, doch die Schwierigkeiten, die die Frauen damals hatten, sind teilweise auch heute noch aktuell. Mir gefallen die starken Frauenrollen, gespielt von Saoirse Ronan, Emma Watson, Florence Pugh und Eliza Scanlen. Jede ist individuell und doch haben sie alle etwas gemeinsam: Ihre Charaktere haben Ambitionen und stehen für sich und ihre Träume ein. Die Auswahl der SchauspielerInnen im ganzen Film ist grandios. Sie sorgen dafür, dass jede einzelne Szene überzeugend wirkt und trotz der historischen Vorlage modern. 

Theresa: “Emma” von Autumn De Wilde, 2020

Der komödiantische Roman von Jane Austen wird mit Anya Taylor-Joy und Mia Goth wunderschön und wahnsinnig unterhaltsam in Szene gesetzt. Buch wie Film behandeln immer noch aktuelle Themen wie Freundschaft, Machtgefälle, Privilegien und natürlich ein Funken Liebe. Emma ist eine junge Dame aus reichem Hause, die an ein Leben im Prunk und Zentrum ihres Kreises gewöhnt ist. Sie freundet sich mit einem Mädchen aus einem Kinderheim an, dem eine reiche Verwandtschaft nachgesagt wird, und unterhält sich mit Malen und Lästereien. Doch dann kommt Konkurrenz in Emmas kleine Welt und stellt ihr Leben auf den Kopf… 

Kim: “Persepolis” von Marjane Satrapi (Co-Regie Vincent Paronnaud), 2007

Um nicht nur die aktuellen Regisseurinnen, die wir kennen und lieben, hier zu empfehlen, wollte ich ein „älteres“ Werk heraussuchen und habe dabei einen Schatz in meiner verstaubten DVD-Kiste gefunden. Zugegeben, der Film ist eine Co-Regie. Aber 1. wären meine anderen Optionen wohl die RomCom-Legenden Nancy Meyers (Liebe braucht keine Ferien) oder Nora Ephron (Schlaflos in Seattle) gewesen, 2. hat Marjane Satrapi anschließend weitere Filme auch solo als Regisseurin gedreht und 3. habe ich den Film zwar seit Jahren nicht gesehen, ihn aber immer noch eindrücklich im Kopf. Persepolis ist die Zeichentrickverfilmung der autobiografischen Graphic Novel selbigen Namens von Marjane Satrapi, die ihr Aufwachsen im Iran, das Miterleben der Islamischen Revolution 1979 und schließlich ihr Exil in Europa behandeln. Auch angesichts aktuellen politischen Geschehens eine große Empfehlung für Comic und Film von mir.

Beitragsbild: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH/Wilson Webb

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