Hast du schonmal nachts in den Himmel geschaut und eine Sternschnuppe gesehen? Hast du dir dann was gewünscht? Ich denke, du weißt schon, wohin das geht. Ich wünsche mir auch jedes Mal was. Gleichzeitig weiß ich auch, dass rational sich dadurch gar nichts verändert. Trotzdem mache ich es immer wieder und werde mir auch in Zukunft immer was wünschen. In unserem Leben gibt es vieles, dem wir Bedeutung geben, obwohl es (vermutlich) keine Bedeutung hat. Nachdem ich in meinem letzten Artikel darüber geschrieben habe, was man so in Bücher und Filme reininterpretieren kann, geht es heute um Dinge, in die vielleicht zu viel reininterpretiert wird. Macht keinen Sinn? Super! 😉
The best and smartest president. Ever. Really. Great one.
Das beste Beispiel und vielleicht aktuell beliebteste Meme, wenn es um widersprüchliche Aussagen geht, ist Donald Trump. Der Präsident der USA schafft es regelmäßig, innerhalb kürzester Zeit seinen eigenen Aussagen zu widersprechen. Das bekannteste Beispiel für mysteriöse Aussagen ist ein Tweet von 2017, bei dem er schrieb: „Despite the constant negative press covfefe“. Innerhalb kürzester Zeit wurde um das ominöse „covfefe“ diskutiert, gerätselt und gemunkelt. Meinte der Präsident damit ein Codewort für eine geheime Mission, war es ein Hinweis für versteckte Spione oder schlicht ein Rechtschreibfehler?

Nach ausgiebiger Recherche (ich hab den Wikipedia-Artikel zu Covfefe gelesen – ja, es gibt einen Wiki-Artikel dazu) fand ich heraus, dass mittlerweile davon ausgegangen wird, dass Trump eigentlich „coverage“ schreiben wollte. Die Trump-Administration hält sich wage, bestätigt nichts und meint, dass das Team aber wisse, was das bedeute. Dem Meme-Zug hat das (natürlich) keinen Halt geboten und „Covfefe“ bedeutet heute viel mehr, als vermutlich jemals intendiert war.
Das hängt definitiv zusammen!
Wir machen das auch gerne mal in unserem eigenen Leben. Wenn wir von unserem Karma oder Glück reden, dann interpretieren wir mehr hinein in die Zufälle unseres Leben. Rational gesehen gibt es aber zwischen beispielsweise schlechten Verhalten und darauffolgenden negativen Ereignissen keinen Zusammenhang.
Ein Beispiel, das in der empirischen Forschung gerne genommen wird, um den Zusammenhang zwischen Korrelation und Kausalität zu beschreiben, ist das mit den Störchen und den Babies. Es wurde in einer Studie festgestellt, dass dort, wo es mehr Störche gibt, auch mehr Babies geboren werden. Also offensichtlich bringen die Störche auch die Babies. Tatsächlich gibt es dabei zwar eine Korrelation, aber keine Kausalität. Der Zusammenhang ist nur, dass es mehr Storche in ländlichen Regionen geben und Familien auch häufiger aufs Land ziehen. Tut mir leid, aber es liegt nicht daran, dass der Storch das Baby bringt…
I Am the Walrus
Eine urban legend, die zumindest im Wikipedia-Artikel dazu bestätigt wurde, ist dass die Beatles manche Lieder bewusst absurd geschrieben haben. Anscheinend sind Teile des Liedes „I Am the Walrus“ auf der Basis entschieden, dass Lennon den Musiklehrer*innen den Job schwer machen wollte. Diese interpretierten wohl sehr viel in die Texte der Beatles hinein, mehr als diese je intendiert hatten.
Wer mehr von den Beatles und deren Schreibprozess hören will, kann hier auch McCartney dabei zuhören, wie er über einige Lieder der Beatles und von sich redet.
Der Einfluss des Mondes und der Sterne
Auch wenn wir es gerne hätten, der Einfluss der Sterne und des Mondes ist geringer auf unser Leben, als so manche Boulevardzeitschrift uns das glauben lassen möchte. Rational kann die Position der Erde zur Sonne während unserer Geburt recht wenig Einfluss auf unsere Persönlichkeitsentwicklung haben. Trotzdem werden Leute, die mehr oder weniger zur gleichen Zeit geboren werden, die gleichen Eigenschaften zugeordnet. Dass wir parallel nie an genau der gleichen Stelle im Kosmos stehen und ob die Sonne gerade auch scheint oder nicht, ist dabei scheinbar nicht relevant. Ähnlich verhält es sich mit dem Mondkalender. Dabei wird anhand der „Fülle“ des Mondes determiniert, ob man sich die Haare schneiden soll oder die Blumen zu gießen sind. Tatsächlich kommt sehr wenig Licht durch den Mond auf die Erde und da ist der Einfluss der Sonne täglich einfach viel größer. Ben Moore sagt im Buch „Mond“ (sehr empfehlenswert), dass es relevanter wäre, ob der Mond genau über uns steht, weil wir dann minimal leichter sind, das hat aber nichts mit der Beleuchtung des Mondes durch die Sonne zu tun. Und selbst wenn wir leichter sind, lässt sich dabei keinen nachweisbaren Einfluss auf unser Leben feststellen.
Häufig handelt es sich in diesen Fällen um selbsterfüllende Prophezeiungen. Erst dadurch, dass wir daran glauben oder davon wissen, gehen sie in Erfüllung. Oder wir suchen uns selektiv die Dinge aus den Horoskopen heraus, die auf unser Leben passen. Alles andere wird einfach ignoriert.

Es gibt noch viel mehr, in das mehr gelesen wird, als intendiert oder tatsächlich da. Für mich ist dieses Konzept ziemlich faszinierend. In „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ schreibt Yuval Noah Harari davon, dass unser Leben „sinnlos“ ist und im Grunde alles von uns erfunden ist: Geld, Länder, Grenzen, relevante Unterschiede und Gemeinschaften. Wir selbst geben unserem Leben erst einen Sinn, indem wir selbst überlegen, was unserem Leben Sinn geben kann. Auch wenn das etwas traurig klingt, gibt es uns doch auch Freiheiten.
Warum geben wir also allem Bedeutungen? Im Grunde ist ja alles bedeutungslos, Zufall oder schlechthin gedankenlos. Letztlich hilft es uns, in unserer eigenen Bedeutungslosigkeit Bedeutung zu finden. Manchmal darüber nachzudenken, dass eigentlich alles zufällig ist, hilft parallel aber auch, die Dinge zu relativieren und nicht zu ernst zu nehmen. Wenn es überhaupt keinen Sinn macht, ist es ja auch gar nicht so ernst. 😉