Chill Rap zum Entspannen auf dem Fensterbrett

Die letzten Wochen ist wieder mal viel passiert auf der Welt. Da tut es gut, einen Gang zurück zu schalten. Manchmal muss man den Kampf gegen das Patriarchat, den Rassismus und gegen alle anderen Ungerechtigkeiten ruhen lassen und mit einem Kaffee in der Hand auf der Fensterbank sitzen. Die ein oder der andere soll dafür ja wohl sogar einen Balkon oder Garten zur Verfügung haben.

Ich persönlich kann besonders entspannt die Nase aus dem Fensterrahmen in die Sonne strecken, wenn im Hintergrund ein guter Soundtrack läuft. Deshalb hier eine Playlist mit entspanntem Rap, die einem wohlig auf den Rücken rieselt und sanft vor sich hin bounct. Die Playlist hat eine leichte Schlagseite Richtung UK-Rap und Lo-Fi und natürlich ist nicht alles nur „Rap“. Aber Genrebezeichnung sind nun mal so ne Sache und besonders orthodox war ich mit solchen Sachen noch nie. Ich finde auf jeden Fall alle Tracks sehr geeignet, um stillvergnügt den Kaffee leerzutrinken und gestärkt zum Alltag zurückzukehren. Im Folgenden stelle ich euch drei der Künstler*innen kurz vor, die meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

Lord Apex / o k h o

Lord Apex gehört zum Londoner Underground und zu der Generation von Künstler*innen, die mit Soundcloud und Social Media aufgewachsen sind. Die Producer hinter den Beats stammen oft von Soundcloud und verstecken sich regelrecht hinter einem oder mehreren ominösen Usernamen. Zu dem Producer o k h o findet sich nur dessen Soundcloud-Account mit einem etwas verschlafenen Profilbild und der Ortsangabe „Italy“. Seine Tracks klingen wie die Essenz eines guten „lofi hip hop radio – beats to relax/study„-Songs: warm und leicht benebelt. Der Beat von „Cruisin‘ With the Lights Off“ ist dazu noch schön schummerig. Lord Apex spannt seine entspannten Flow-Ketten darüber und fertig ist ein einprägsamer und trotzdem sehr tiefenentspannter Track. Über Lord Apex selbst lassen sich immerhin vereinzelte Info-Schnipsel finden. Zum Beispiel, dass er die sozialen Medien und die vielen musikalischen Einflüsse dank des Internets als große Chance für sich und seine Generation sieht. Dank den Analytics-Funktionen von sozialen Medien können auch kleine Künstler*innen endlich zeigen, welche Reichweite sie haben.

Layfullstop

Den Support für eine Show der Neo-RnB-Queen IMDDB zu spielen ist auf jeden Fall etwas für den Lebenslauf. Das kann sich die in Manchester geborene Soul-Sängerin und Rapperin Layfullstop schon mal drauf schreiben. Noch dazu wurde sie sowohl von Redbull in die Liste der „Ones to watch 2020“ aufgenommen als auch bei Colors Berlin für eine Session eingeladen. Beides sind relativ zuverlässige Adressen für spannende und vielversprechende Künstler*innen. Abseits von diesen bereits erworbenen Meriten kann Layfullstop aber auch einfach sehr gute Musik machen. Auf „Cherries“ kontrastiert sie ihren akzentuierten Rap zu einem entspannten Beat von Pitch. Und sie hat die coolste Brautfrisur, die ich seit Langem gesehen habe.

Krisy

Der Belgier Krisy scheint einer dieser Menschen zu sein, die alles können: Er rappt, produziert, führt ein eigenes Label namens „Le Jeune“ und managt da auch noch andere Künstler*innen. Zumindest wenn meine Sprachkenntnisse mich nicht im Stich gelassen haben und ich die vereinzelten französischen Info-Texte richtig verstanden habe. Jemand, der so umtriebig ist, hat natürlich auch mehr als nur einen Künstlernamen. In seiner Colors Berlin Session stellt sich Krisy gleich mit ganzen sechs Aliasen vor:

Krisy, a.k.a De La Fuentes, a.k.a le jeune Julio, c’est pas fini… a.k.a le mouvement du sel sur ton steak, a.k.a le chevalier du château, a.k.a ta femme va apprécier c’morceau

Krisy in der Colors Berlin Session für „Julio & Sa Gogo Danseuse

Das ist auf jeden Fall ne Ansage. Aus Marketing-Sicht ist sowas ja eigentlich Selbstmord. Dank vielfältiger künstlerischer Persona und gesundem Ego kann Krisy aber anscheinend drauf pfeifen. Lieber rappt er munter und entspannt darüber, wie er auf dem Lächeln einer gewissen Mademoiselle surfen will. Und: „J’t’avais jamais vu dans la city // J’ai b’soin d’ton numéro pour t’appeler comme E.T.“. Ich weiß zwar nicht, wie charmant der Vergleich zu dem schrumpeligen E.T. ist, aber die Delivery hat in diesem Fall ihre Wirkung und ich bin überzeugt, dass das zumindest ein belustigtes Grinsen bei der Mademoiselle hervorruft.


Titelbild: Alike Schwarz, Populärkollektiv

Foto Kaffeetasse: Alike Schwarz, Populärkollektiv

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