Rezension: „Bunny“ von Mona Awad

Ich bin immer nach der Suche nach Romanen, die ungewöhnlich sind, die mich überraschen und die einzigartig sind. Gleichzeitig finde ich die Dynamik von Kults spannend und mag es, wenn das als Element in Büchern aufgegriffen wird. Bunny von der US-amerikanischen Schriftstellerin Mona Awad vereint diese beiden Präferenzen und konnte mich außerdem durch seine düsteren Vibes begeistern.

Doch erstmal ein paar Worte zum Inhalt

Samantha studiert kreatives Schreiben an der renommierten Warren University. Doch an der Uni ist sie eine Außenseiterin, denn sie lehnt das reiche, perfekte Leben, das ihre Kommiliton:innen führen, ab. Ganz besonders abstoßend findet sie die anderen jungen Frauen aus ihrem Jahrgang. Sie laufen immer nur als Gruppe herum, verhalten und stylen sich wie kleine Mädchen und nennen sich Bunnys. Doch eines Tages erhält Samantha die Einladung, einen Abend mit den jungen Frauen zu verbringen und gerät immer weiter in die Fänge und Machenschaften des Bunny-Kults.

Meine Meinung

Bunny ist eines dieser Bücher, das man unvoreingenommen lesen sollte, ohne allzu viel darüber zu wissen. Deshalb versuche ich, mich in dieser Rezension wage auszurücken. Der Roman hat mich durch verschiedene Dinge angesprochen. Awad beschreibt in diesem Roman eine Freundschaft zwischen fünf Frauen, die sich zu einem Kult entwickelt. Das ganze wird satirisch, leicht übertrieben und deshalb teilweise lustig behandelt, ist aber trotzdem ein interessanter Kommentar auf das Thema Frauenfreundschaften (vor allem unter jungen Frauen) insgesamt. Die Dynamik zwischen den einzelnen Figuren und wie sich diese über die Handlung hin entwickelt, hat mir sehr gut gefallen. Keine der Charaktere ist sympathisch oder wirklich interessant, aber das macht Teil des Reizes der Geschichte aus und hat mich meistens nicht besonders gestört. Nur Samantha nervt schon manchmal ein wenig durch ihre Weinerlichkeit, dass sie nirgends dazu gehört, während sie gleichzeitig auch nicht wirklich dazu gehören will. Im Laufe der Geschichte wird auf diesen Umstand selbstironisch Bezug genommen – trotzdem kam ich nicht umhin hin und wieder genervt mit den Augen zu rollen.

Der Schreibstil des Romans ist hervorragend und passt perfekt zur Geschichte. Samantha malt als Ich-Erzählerin hier ein sehr trostloses, graues und detailliertes Bild ihrer Universität, was perfekt zu den Dark Academia und Horror Vibes passt. Je weiter die Leser*innen in die Geschichte eintauchen, desto weniger können sie Realität und Wahn voneinander unterscheiden, genauso wie Protagonistin Samantha. Der Roman spielt mit Elementen des magischen Realismus und einer unzuverlässigen Erzählerin, die beide zu meinen liebsten Tropes in Romanen führen. Der Schreibstil passt zu dieser entrückten und wahnhaften Atmosphäre und schafft eine einmalige Stimmung.

Ich mochte den wilden Ritt und die vielen Wendungen der Handlung, auf die ich hier natürlich nicht näher eingehen möchte. Allerdings ist das Buch schon sehr abgedreht und wird definitiv nicht allen Leser*innen gefallen. Wenn du mit magischem Realismus, abgefuckter Handlung und abgedrehten Wendungen nichts anfangen kann, ist das Buch vielleicht also eher nichts für dich – also sagt nicht, ich habe euch nicht gewarnt!

Natürlich gab es auch kleine Aspekte, die mich gestört haben, auf die ich leider nicht detailliert eingehen kann, ohne zu spoilern. Dadurch dass die Charaktere nicht besonders liebenswert sind, ist bei mir bis zum Ende eine gewisse emotionale Distanz zur Geschichte geblieben. Auch der Fokus auf Männer war mir ein bisschen zu groß. Allerdings muss ich den Kritiken widersprechen, die das Ende als nicht gelungen ansehen. Das hat mir tatsächlich sehr gut gefallen und hat gut zur Geschichte gepasst.

Fazit

Bunny ist nicht für jeden etwas – für mich aber schon! Der düstere, detaillierte, leicht übertriebene wahnhafte Schreibstil passt zur düsteren, leicht übertriebenen und wahnhaften Geschichte, die viele Elemente vereint, die mir gefallen: Dark Academia, unzuverlässiges Erzählen, Freundschaft, magischer Realismus, Kults. Der Schreibstil und die unsympathischen Charaktere, in die ich mich nicht wirklich einfühlen konnte, haben mich zwar etwas Distanz zur Geschichte aufbauen lassen, aber das tut dem Lesevergnügen nur einen kleinen Abbruch.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an Penguin Randomhouse /btb!

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