Patriarchale Strukturen in Teenie-Serien
Scheinbar habe ich noch nicht alles aus meiner Kindheit aufgearbeitet. Some teenage rage is still inside of me. Vor allem, wenn es um Seriencharaktere geht. Da gibt es einige Charaktere, die mir vor allem rückblickend auf die Nerven gehen. Ich habe mich gefragt, warum? Warum denke ich heute noch so viel über diese weiblichen Charaktere nach? Gibt es einen Zusammenhang?
Erst dachte ich, dass es wie so oft um bestimmte Stereotypen geht. Stereotypen sollen uns das Schauen von Serien und Filmen erleichtern. Es hilft den Kreierenden hinter der Kamera, den Zuschauenden die Charaktere schnell näher zu bringen.
Deshalb habe ich mir klassische Stereotype in Teeniefilmen angeschaut. Keiner scheint jedoch so richtig zu passen. Die Charaktere, die mich so nerven, sind in manchen Verhaltensweisen sehr unterschiedlich. Es könnte eine Mischung aus the girl next door und pick me girl sein. Die eine ist mehr der Underdog, die andere ist das IT-Girl der Schule. Eine ist sehr fleißig in der Schule, die andere ist damit beschäftigt, Vampire zu verjagen.
Ich dachte mir, ich kreiere einfach meinen eigenen Stereotypen. Ich nenne ihn „The Righteous One“. Wie der Name schon sagt, sind das Charaktere, die einfach immer Recht bekommen. Wenn sie dann doch mal den falschen Weg einschlagen, gibt es nur wenige Konsequenzen. Das führt dazu, dass sie sich gerne moralisch über andere Menschen stellen.
Es folgt eine Auswahl an Beispielen von Charakteren, aufgrund derer Selbstgerechtigkeit ich vielleicht schon das ein oder andere Mal den Fernseher angeschrien habe.
Serena van der Woodsen
Ganz weit oben auf der Liste steht Serena van der Woodsen von Gossip Girl. Egal, was sie macht, sie behält die moralische Hoheit. In Kontrast dazu ist Blairs Verhalten immer falsch. Zugegebenermaßen ist Blairs Verhalten oft problematisch. Man kann es jedoch auch nachvollziehen. Sie ist eben menschlich.
Serena hingegen fliegt alles ohne Anstrengung zu. Wenn sich die Situation dann doch mal zuspitzt, sagt sie einfach „I gotta go“. Da kann ich nur sagen: „Ja bitte geh und reflektiere dein so perfektes Verhalten. Vielleicht kannst du Dan gleich mitnehmen?“ Sie hat definitiv nicht immer recht, aber muss keine Konsequenzen dafür tragen.
Elena Gilbert
Ein ganz besonderer Fall ist Elena von The Vampire Diaries. Auch sie ist ach so selbstlos und kümmert sich nur um andere. Alle sehen in ihr etwas ganz Besonderes und sie wird von ihnen auf ein hohes Podest gestellt. Scheinbar bin ich nicht die Einzige, die das ziemlich nervt.

Sie führt viele ernste Gespräche mit den anderen Charakteren, um sie auf den richtigen Weg zu führen. Sie schafft es sogar Damon eine Moral einzutrichtern. Dafür sind sie halt gut die jungen Frauen dieser Gesellschaft, um Männer zu erziehen.
Caroline hingegen wird super oberflächlich und egoistisch dargestellt, vermutlich nur um nochmal zu verdeutlichen, wie toll Elena ist. Bonnies einzige Funktion in der Serie ist es, Elena oder andere Menschen zu retten. Elena tut auch so als würde sie alle Menschen retten wollen und sich für sie opfern. Trotzdem sterben die meisten tatsächlich wegen ihr. Sie ist einfach „The One“.
„Aber Elena!“, sagen die Leute in der Serie und werfen sich gerne vor sie. Würde sie sterben, wären viele oft coolere Charaktere noch am Leben. Natürlich ist ihr Leben für das Fortsetzen der Serie wichtig, verstehen tu ich das aber nicht. Ich würde mir die Serie auch nur mit Bonnie und Caroline anschauen.
Rory Gilmore
Rory Gilmore fand ich damals als ich jung war, einfach nur toll. Sie war nett, schlau, hübsch, kannte jeden Film und jedes Lied. Beim Anschauen der Serie einige Jahre später war ich allerdings nicht mehr so überzeugt. Denn viel Verständnis für andere bringt sie nicht auf. In der Freundschaft mit Lane geht es auch meistens um sie. Auch in ihren Beziehungen ist sie nicht die Ehrlichste. She likes shiny things, aber macht das anderen zum Vorwurf. Ein Grund, warum sie ihre Ziele erreicht, ist ihre Herkunft und das Geld ihrer Großeltern. Trotzdem wirft sie das Logan beispielsweise vor. Sie hat Recht. Logan hat sehr viele Privilegen. Sie aber auch. Das wird in der Serie zu wenig verdeutlicht.
Haley James Scott
Haley James-Scott von One Tree Hill. Bei dem Namen kriege ich direkt schon zu viel. Sie ist für andere die moralische Instanz in One Tree Hill. But why? Weil sie die Streberin ist, die zu allen immer nett ist und niemanden etwas Böses will? Ich würde jetzt mal behaupten, dass Peyton und Brooke auch niemandem etwas Böses wollen. Die Serie zeigt jedoch deutlich, dass sie ganz anders ist als alle anderen Mädels. Diese Einstellung lieben wir. Sie lässt sich halt nicht von Oberflächlichkeiten und sozialen Rangordnungen beeinflussen. Wie realistisch ist das bitte? Haley entspricht in manchen Handlungssträngen nicht den gängigen Erwartungen der Gesellschaft. Trotzdem fühlt sie sich anderen stark überlegen und zeigt wenig Einfühlungsvermögen.
Jane Sloan
Jane von The Bold Type. Sie müsste eigentlich auf der ersten Stelle stehen. Sie zeigt ihren besten Freundinnen gegenüber fast keine Empathie. Also wenn sie eine andere Meinung haben, die nicht ihrer entspricht. Ich denke dabei an die Folge, in der es um Waffen geht. Finde ich Waffen cool? Absolut nicht. Würde ich trotzdem meiner besten Freundin erstmal zuhören, bevor ich urteile? Jane auf jeden Fall nicht.
Being annoyed by women sucks!
Ich finde es schwierig, die Gemeinsamkeiten der Charaktere deutlich zu machen. Vielleicht ist es auch kein richtiger Stereotyp. Mir fällt auf, dass es vielleicht nicht die Charaktere an sich sind, mit denen ich ein Problem habe. Prinzipiell mag ich es auch nicht, so starke negative Gefühle gegen Frauen zu hegen.
Also woher kommt die Abneigung? Was ist meistens der Grund für Entgleisungen dieser Art, frage ich mich. Na klar, das Patriarchat! Es sind die patriarchalen Strukturen, die an ihnen deutlich werden. Wir haben ein klares Moralbild von Frauen, dass durch sie verbreitet wird.
Sie sind fleißig und natürlich gut in der Schule. Die braven Schulmädchen halten sich nämlich auch außerschulisch an die Regeln. Sie sind unschuldig und rein. Die Unschuld der Charaktere wird btw auch gerne durch weiße Unterwäsche dargestellt.
The Righteous Ones sind dafür verantwortlich, dass andere den Werten dieser Gesellschaft entsprechen. Sie sollen hübsch sein, dürfen es aber natürlich nicht wissen und erst recht nicht aktiv dafür sorgen. Serena zum Beispiel wirkt weniger bemüht, indem wie sie sich kleidet. Die Haute Couture Kleidung nach dem neusten Trend fällt ihr einfach auf die Haut, inklusive perfektem Hair and Make-up. Sie werden zu Pick me Girls gemacht. Sie sind einfach so anders als die basic bitches, die es sonst so gibt.
Im Vergleich zu denen werden sie selbstlos und ohne Agenda dargestellt. Dass das unrealistisch ist, zeigen die Serien oft selbst. Zum Beispiel Haley, die einfach abhaut und ungewollt schwanger wird. Warum werden vor allem junge Frauen dann oft auf einem so hohen moralischen Ross dargestellt? Charaktere mit Fehlern sind doch viel spannender und in sie kann man sich doch auch viel besser reinversetzen.
Selten ändern the Righteous Ones ihre Meinung oder entschuldigen sich sogar. Dabei ist das doch gerade in der Jugend eigentlich normal und sollte so sein, oder nicht?

