Dieser Artikel basiert auf eine Instagram-Posting. 2018 habe ich auf Grund stereotypisierter Werbung eine Mail an Rewe Richrath geschrieben. Den E-Mail Verlauf findet Ihr in den Bildern und meine Meinung dazu im Text. Ich war in Kontakt mit einem Mitarbeiter namens Lars aus der Marketing-Abteilung. Auch wenn dieser mit Namen angesprochen wird, geht es nicht um ihn als Individuum, sondern um diese Art von Mensch und Argumentation an sich. Weiß, männlich, vermutlich cis und vermutlich hetero. Spoiler Alert: Das kritisierte Produkt befindet sich weiterhin im Verkauf. Folgt gerne dem Text, dieser sagt Euch wann Ihr auf das nächste Bild klicken könnt.
Wenn Frau sich genderkritisch äußert und Lars sich angegriffen fühlt…
Es ist 2018, das 21. Jahrhundert, und Rewe Richrath findet den Marketingclou: Die Herrenhandtasche! (Klick für das durchdachte Produkt).
Ich, neu erklärte Feministin, fand das natürlich gar nicht toll. Also schrieb ich eine, wie ich finde, sehr freundliche, verständnisvolle Mail. (Klick für mein Kommunikationstalent).
Ich konnte mich, ehrlich gesagt, gar nicht daran erinnern, jemals mit Binnen-I gegendert zu haben, guess we all progress. Naja, die einen mehr und die anderen weniger. Dazu später mehr. Tatsächlich bekam ich auch eine Antwort, wobei ich mir im Nachhinein doch eine Standardmail gewünscht hätte. (Klick für die argumentativ hochwertige Antwort von Jens äh Lars. Jens, Lars, Sven, ist doch alles das Gleiche).
Zunächst konnte ich Larsiboys Antwort natürlich verstehen. Ja, Toxic Masculinity sucks! Auch wenn Männer betroffen sind und auf Grund von Stereotypisierungen leiden, macht es das nicht besser. Feminismus kämpft auch für die Diversität von Männern. Anders wäre es auch gar nicht möglich. Als biertrinkende Frau weiß man ja manchmal nicht so genau, ob man sich emanzipiert führen soll, wenn man mit den Jungs trinkt, oder eher das Gegenteil a la I am not like the others girls. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das ist, als hetero Cis-Mann kein Bier zu mögen. Gibt es ja auch nicht, liegt bestimmt an den Genen. Woran könnte es denn sonst liegen? An der Gesellschaft? An Werbung mit veralteten Rollenbildern? No way!
Kommen wir nur zum zweiten Absatz von Lars Erklärung (Klick für richtig gut recherchierte und reflektierte Argumentation). Diesen empfinde ich einfach als plump und respektlos. Und ein wenig Mansplaining ist auch dabei.. Yippie! Muss ich wirklich erklären, warum Heinz Ketchup und Tomatenmark nicht gegendert werden müssen? Schön, dass auch an andere diskriminierte Gruppen gedacht wird. Aber warum passiert das nur, wenn Frauen sich genderkritisch äußern? Kla-ssi-ker!
Lieber Lars, sich gegen Diskriminierung und Unterdrückung zu stellen, ist ein leichter Schritt, wenn man diese selber definiert.
Warum poste ich das erst heute? Damals hatte ich noch keine Plattform und habe ihm einfach nur persönlich geantwortet. Darauf kam dann keine Reaktion mehr. Die Männerhandtasche wird immer noch verkauft und da habe ich mich erinnert. Tatsächlich ärgere ich mich mehr über die Mail als über das Produkt selbst. Consumer Care ist definitiv was anderes. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Produkt hohen Anklang findet, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich die Einzige bin, die dieses Werbemittel kritisiert.
An Rewe kann ich nur sagen, vielleicht nicht nur Preise erhöhen, sondern auch das eigene Verantwortungsbewusstsein. Das passt in den Kapitalismus nicht rein, ich weiß, aber man kann ja wenigstens mal drüber nachdenken.
Falls Ihr sexistische Werbung seht, könnt Ihr diese bei Pinkstinks melden.
PS: Halloumi kann man auch außerhalbe der Grillsaison essen, liebes Rewe-Team.