„Wir haben längst schon bewiesen, dass wir die Kraft haben, Mauern zum Fall zu bring'“
Das singen Silbermond in ihrem Lied In Zeiten wie diesen. Die Zeilen haben mich damals (2004) schon beeindruckt oder doch ein wenig später, als ich Begriff, dass es nicht nur eine schöne Metapher ist, sondern auch literally so passiert ist. Damals habe ich auch auf den Silbermond-Konzerten gedacht, warum äußern die sich so klar gegen Nazis, das weiß doch jeder und von denen gibt es ja auch nur noch ganz wenige. Ja, leider war das eine sehr naive Vorstellung, wie jede:r früher oder später feststellen musste.
Jedoch war und ist es nicht immer gut, wenn Mauern eingerissen und gestürmt werden, denn diese bieten oft auch Schutz und Heimat für viele Menschen. Mir wurde erst viel später bewusst, wie wichtig der 9. November für die deutsche Geschichte ist und wie unterschiedlich diese das Land prägten. So kam mir auch erst dieses Jahr der Gedanke, dass manche Mauern fest stehen bleiben müssen, um Menschen einen Schutzraum zu geben. Ob Synagoge, Schule, Wohnung oder Shisha-Bar. (Das tatsächlich auch, als ich das Lied erneut hörte)
Ich habe das Gefühl, dass dieser bedeutende Tag zu wenig Aufmerksamkeit bekommt und oft im Karnevalstrubel untergeht, vor allem auch die Pogromnacht. Denn es ist schon interessant, wie wir uns von manchen Dingen aus unserer Geschichte distanzieren und von anderen nicht. Wir sind Weltmeister! Wir sind Papst! Wir sind vereint! Aber wir sind alle nicht rassistisch oder geschweige denn Nazis.
So ende ich diesen Beitrag mit den Endzeilen des Lieds:
In Zeiten wie diesen
Gibt es keinen Notausgang
In Zeiten wie diesen
Fängt alles bei mir an