Kennt ihr noch das Spiel Räuber und Gendarm? Oder wie steht ihr so zu spannendem Versteckspiel und Verfolgungsjagd? Oder braucht ihr für die dunklen Tage und/oder die Weihnachtszeit vielleicht einfach noch etwas zum Schauen? Dann habe ich da was für euch. Wie ihr wisst, schreibe ich sehr gerne über die Dinge, die mich gerade im Internet begeistern. Denn es kommt bei mir öfter vor, dass ich Medieninhalte ja nicht wie ein durchschnittlicher Mensch konsumieren kann, sondern auch sehr viel Zeit noch in Inhalte drumherum investiere. Was ist also meine aktuelle Online-Obsession? Manhunt! Und weil ich finde, dass das Projekt mehr Aufmerksamkeit verdient und wenn es nur dieser kleine Blog ist, lasst mich euch mitnehmen.
Es begab sich im letzten Jahr, dass ich in meinem Hotelzimmer auf Dienstreise saß und nach einem anstrengenden Tag voller Meetings nach etwas bei YouTube suchte, das ich am Abend zum Abschalten schauen könnte. YouTube schlägt einem (oder zumindest mir) ja manchmal sehr „interessante“ Videos auf der Startseite vor. Und da war mir war schon öfter die erste Folge Manhunt Bangkok untergekommen. Erstmal hat mich tatsächlich der Titel allerdings immer abgeschreckt. Für mich klingt „Manhunt“ einfach zu martialisch. Insofern hat es doch etwas gedauert, bis ich mal auf das Video geklickt habe. Welcher Impuls mich da am Ende überzeugt hat, kann ich nicht sagen. Aber oh boy, war ich dann plötzlich investiert und habe auf die Veröffentlichung der nächsten Folge hin gefiebert. Ähnlich geht es mir jetzt, wo gerade die dritte Staffel läuft.
Worum geht es bei Manhunt?
Manhunt ist ein österreichisches Format auf YouTube, bei dem es ganz heruntergebrochen um eine Verfolgungsjagd in einer Großstadt mit zwei Parteien geht. Auf der einen Seite gibt es die Spieler (natürlich wird hier nicht gegendert, Frauen kennt Manhunt leider auch erst seit Staffel 2, aber gut, so richtig verwundern tut das niemanden und ich kann drüber wegsehen). Die Spieler agieren einzeln und ihr Ziel ist es, 96 Stunden nicht gefangen zu werden. Auf der anderen Seite stehen die Hunter. Diese agieren im Team als eine Taskforce und ihre Aufgabe ist es, vor Ablauf der Zeit alle Spieler zu fassen. So weit so einfach. Alle sind mit Kameras und GPS ausgestattet, sonst würde die Serie nicht funktionieren. Generell wird den Huntern alle 2 Stunden der Standort aller Spieler mitgeteilt, der sogenannte Silenthunt – es gibt aber natürlich Sonderfälle, auf die ich jetzt nicht einzeln eingehe. Geleitet und überwacht wird das Ganze von einer Spielleitung, die im Zweifelsfall auch eingreifen kann. Das ist das Grundprinzip, im Hintergrund gibt es allerdings ein ganzes Regelwerk, das pro Staffel angepasst wird. So werden hier auch Elemente wie beispielsweise Nutzung von Verkehrsmitteln, Aufenthaltszonen, Challenges, Joker, Speedhunts etc. geregelt. Das Spielfeld ist generell eine Großstadt. Gestartet ist Staffel 1 mit Wien (logisch als österreichisches Format), Staffel 2 fand in Bangkok statt und die aktuelle Staffel 3 spielt in New York.
Wer macht da so mit?
Die ersten Namen, die ich hier nennen muss, sind Peter und Karol. Die beiden sind die Erfinder, Produzenten, die Spielleitung und die Gesichter von Manhunt. Neben An- und Abmoderation und Werbeplatzierungen sind die zwei auch als Teil des Spiels in den Folgen präsent, da auch die Spielleitung stets gefilmt wird. Gerade Peters Mitfiebern mit den Spielern stößt trotz Parteilichkeit im Spiel bei den Fans auf sehr positive Reaktionen und generell ist zumindest mein Eindruck, dass die beiden sich in der Community großer Beliebtheit erfreuen.
Bei den Spielern handelt es sich zum Großteil um bekannte oder weniger bekannte Content Creator:innen. Damit ein Format wie Manhunt funktionieren kann, ist es natürlich essenziell, dass die Spieler Inhalte liefern, sprich wissen, wie man vor einer Kamera performen kann und sich das auch trauen. Der Großteil der Teilnehmenden hat zwar eine Verbindung zum Bereich Outdoor, Sport oder Reise, aber nicht alle sind hier professionell unterwegs. In der aktuellen Staffel gibt es außerdem eine Community Wildcard, auf die man sich bewerben konnte. Insgesamt sind in dieser Staffel 9 Spieler auf der Flucht.
Bei den Huntern sieht es etwas anders aus. Fast alle sind sehr sportlich, machen meist eine Art von Kampfsport und viele sind beruflich im Bereich Militär, Fahndung oder Polizei unterwegs. Da von der Taskforce allerdings auch ein gewisses strategisches und taktisches Denken gefordert ist und Fitness und andere Spezialfähigkeiten zusätzlich sehr hilfreich sind, kann man diese Auswahl schon verstehen. In der aktuellen Staffel ist erstmals ein ehemaliger Spieler im siebenköpfigen Hunterteam sowie ebenfalls eine Wildcard.
(Kleine Sidenote: Da ich es nur gerecht fände, wenn ich einen Namen von Spielern oder Huntern nenne, alle zu nennen, habe ich ganz davon abgesehen. Wen es interessiert, bei Wikipedia ist die Liste… aber auch die Spoiler.)
Was ist der aktuelle Stand?
Aktuell läuft wie gesagt die dritte Staffel, die in New York spielt. Die Folgen erscheinen mittwochs und sonntags jeweils um 18Uhr auf dem offiziellen Manhunt-YouTube-Kanal. Insgesamt sollen es 16 Folgen werden, zur Veröffentlichung dieses Blogbeitrags befinden wir uns in der Ausstrahlung bei Folge 12. Wenn ihr also jetzt einsteigt, könnt ihr zumindest ein bisschen das tagesaktuelle Mitfiebern noch mitnehmen. Denn wie ihr euch vorstellen könnt, enden die Folgen meist mit einem gemeinen Cliffhanger. Ich kann euch aber auch sehr empfehlen, die zweite Staffel aus Bangkok, die mich damals für das Format gewonnen hat, noch zu schauen und auch Staffel 1, wenn auch da noch alles etwas holpriger ist. Ich würde schätzen, dass ein Einstieg jetzt in Staffel 3 für Neulinge erstmal eine kurze Eingewöhnungsphase braucht, um Spiel und generelle Regeln zu verstehen und eine Verbindung zu den Teilnehmenden aufzubauen. Trotz des einfachen Grundprinzips hat die Serie doch eine gewisse Komplexität an Regeln und Charakteren, in die man sich erstmal einfinden muss. Meiner Meinung nach lohnt sich das aber natürlich. Ich würde aber auch tatsächlich empfehlen mit Folge 0 schon einzusteigen, die Format und Teilnehmende etwas vorstellt. Es gäbe außerdem auch noch einzelne Videos, die die Spieler und Hunter vorstellen und weitere Behind the Scenes liefern. Womit wir bei einem weiteren Punkt wären.
Was passiert um die YouTube-Videos herum?
Was das Format natürlich neben der Serie auf YouTube ausmacht, sind einerseits die Community, die sich gebildet hat, und andererseits die weiteren Inhalte, die man konsumieren kann. Zu diesem erweiterten Angebot gehören beispielsweise eben Behind the Scenes, aber auch Reaction-Streams von Spielleitung, Spielern, Huntern und weiteren Content Creator:innen sowie Podcasts. Es gibt ein aktives Reddit-Forum und einen Discord-Server sowie natürlich Social Media. Alle Beteiligten sind also sehr aktiv mit der Community im Austausch und gehen auf Anregungen und Kritik ein.
Denn natürlich gibt es auch Kritik. Und ich finde, berechtigte und konstruktive Kritik kann man immer geben. Allerdings befinden wir uns ja im Internet und entsprechend ist es zum Teil nicht Kritik, die da kommt, sondern einfach nur Hate, der mit mehr Aufmerksamkeit für das Projekt eben leider auch steigt. Das geht an die Spielleitung, wenn etwas an Format, Regeln oder Schnitt nicht gefällt, oder an die Spielenden selbst, wenn deren Entscheidungen und Verhalten nicht passen. Ich werde wohl nie verstehen, warum man die eigene Meinung als beleidigende Nachricht an Menschen, die man überhaupt nicht kennt, mitteilen muss.
Auf zwei Beispiele möchte ich allerdings nochmal eingehen, weil ich finde, dass sie auch ein bisschen zum Format erklären. Ein relativ präsenter Kritikpunkt diese Staffel ist die Werbung. Und damit sind einerseits die eigenen Placements gemeint, also Werbeclips oder Banner, die die Produzenten selbst in die Videos einbauen und für die sie entsprechend bezahlt wurden. Andererseits sind es die auf YouTube üblichen Werbeunterbrechungen von der Plattform selbst. Bemängelt wurde die Häufigkeit der Werbung und auch die Auswahl der Sponsoren. Wobei ich hier den Produzenten zustimmen würde, dass ein Format ohne Sponsoren eben nicht geht, wenn man es ansonsten kostenlos auf YouTube schauen kann. Irgendwie muss das ganze ja finanziert werden. Dass vor allem in den ersten Folgen der Staffel die Werbung so negativ auffällt, ist vielleicht auch, weil wir das wohl nicht so von YouTube-Videos gewohnt sind. Also Werbung im Allgemeinen natürlich schon, aber die Penetranz dann nicht. Im linearen Privatfernsehen hingegen sind minutenlange Werbeunterbrechungen ja nun gang and gäbe und auch die günstigsten Abos der gängigen Streamingdienste haben inzwischen Werbung zwischendrin geschaltet. Andere Formate, wie das häufig zum Vergleich herangezogene 7 vs. Wild – Wegbereiter für viele weitere YouTube-Serien im Bereich Outdoor und Survival – haben deswegen stattdessen Verträge mit großen Streaminganbietern oder Produktionsfirmen geschlossen oder ihr Format verkauft. Was sich daraus entwickelt hat, wäre aber nochmal ein anderes Thema.
Ein zweites durchaus interessantes Ereignis im Rahmen von Kritik und Transparenz fand schon vor der Staffel statt. Als öffentlich rauskam, dass ein Mitglied der Taskforce wohl mit der Identitären Bewegung in Verbindung gebracht werden kann und somit deren Gesinnung vielleicht nicht ganz so problematisch sieht (um es mal vorsichtig auszudrücken), wurde derjenige für die aktuelle Staffel aus dem Team entfernt. Da gab es sicher einiges an Diskussion vor und hinter den Kulissen, aber ich finde es ein wichtiges Zeichen. Auch wenn Menschen vielleicht sympathisch wirken und gute Unterhaltung liefern, aber (mutmaßlich) rechte Einstellungen oder Sympathien sollten keine weitere Plattform bekommen. Da ich niemandem sonst etwas unterstellen möchte, belasse ich es außerdem bei dem Kommentar, dass sich in der Outdoor-Survival-Bubble viele Menschen mit Verbindungen zu Polizei, Militär etc. finden, deren Ansichten wahrscheinlich nicht so mit meinen eigenen übereinstimmen. Aber da möchte ich wirklich nicht alle über einen Kamm scheren und vor allem auch niemandem, der bei Manhunt beteiligt ist, etwas anhängen. Mein Punkt ist nur, dass es natürlich eine Rolle spielt, wer mit so einem Format in Verbindung steht. Gerade wenn die Charaktere so im Vordergrund stehen, dann zählt eben durchaus auch der Charakter.
Warum solltet ihr das also schauen?
Manhunt ist grundsätzlich einfach spannend und sympathisch. Ja, es gibt sicher auch einiges zu kritisieren und nichts und niemand ist perfekt. Aber in dem Format steckt einfach viel Herzblut, was man ehrlich merkt. Ich freue mich aktuell jedenfalls immer, wenn sonntags und mittwochs die neue Folge kommt. Ich fiebere mit den Teilnehmenden mit (zugegeben mit den einen mehr als den anderen) und ich lasse, während ich nebenbei andere Dinge erledige, Reactions laufen, um zu sehen, was andere so zu den aktuellen Entwicklungen sagen. Insofern ist wahrscheinlich auch eins meiner Hauptargumente, warum ich möchte, dass auch von euch welche ins Schauen des Formats einsteigen, dass ich Leute haben will, mit denen ich über diese Serie reden kann. Statt dass ich Manhunt also erst in der bald anstehenden Veröffentlichung unserer Jahreshighlights nenne, geht hiermit schon die Empfehlung raus.
Beitragsbild: Populärkollektiv (Collage), Manhuntmedia (Bilder)
