Köln Ehrenfeld als Schauplatz für das bunte und trubelige Stadt-Festival

Auch dieses Jahr war die c/o pop wieder in Köln am Start mit vielen Konzerten in verschiedenen Locations, Ausstellungen, Lesungen, Workshops, Pop Up Beach und einem Sraßenfest. Es war also viel geboten. Die Stimmung rund um den zentralen Verkehrsknotenpunkt Bahnhof Ehrenfeld war super. Dieses Jahr ging das Festival am Mittwoch, den 24. April los und dauerte bis Sonntag, 28. April 2024. Wir waren Freitag bis Sonntag dabei und können euch einen kleinen Einblick in die Konzerte geben, die wir besucht haben:
Ikkimel im Helios37
26. April 2024, 19:30 – 20:15 Uhr
Alike
Vor dem Helios37 reihe ich mich hinter jungen Menschen in Rave-inspirierten Outfits mit unkonventionellen Frisuren und einer Menge Vorglüh-Alkohol in den Händen ein. Dieses Publikum ist nicht für einen geruhsamen Jazz-Abend hier. Passenderweise und ganz on brand beginnt Ikkimel ihren Auftritt mit einem lasziven Stöhnen. Dann geht es auch direkt los. Schnelle Technobässe aus der Anlage, selbstbestimmte Sexualität und Drogen in den Texten – Ikkimels Feiermusik trifft einen Nerv. Hier wird Hedonismus ohne jegliche Zugeständnisse gepredigt. Ikkimel singt “Sorry Mama, ich bin ne Schlampe / Arbeiten, nein Danke”. Wenn eine weiblich gelesene Person so aggressiv gegen konventionelle Arbeits- und Sexualmoral singt, bricht sie damit immer noch Tabus. Zwischen den Liedern fragt Ikkimel mit „Wer hat heute schon geballert?“ ganz nonchalant den Drogenkonsum ihres Publikums ab. Zur Antwort bekommt sie zustimmenden Jubel aus mehreren Ecken. Ich bin für sowas vielleicht nicht die richtige Zielgruppe. Aber mit ihrer kompromisslosen Provokation beeindruckt mich Ikkimel.
Aysay im Bürgerzentrum Ehrenfeld
26. April 2024, 21:00 – 22:00 Uhr
Franzi, Alike
Die Uhrzeit einmal nicht im Blick, und zack, hält man den Soundcheck für ein viel zu wenig besuchtes und deshalb direkt abgebrochenes Konzert. Die Verwirrung klärt sich und ein paar Minuten nach dem richtigen Beginn ist der große Saal des Bürgerzentrums Ehrenfeld voll mit begeistert tanzenden Menschen, die sich über die energiegeladene Show von Aysay freuen. Die tolle Musikmelange aus türkischen und kurdischen Liedern, gemischt mit Rock- und Electro-Versatzstücken überzeugt uns vom ersten Ton an. Frontfrau Luna Ersahin kann mit ihren Tanzeinlagen alle zum mitschwingen bewegen, ohne dass es groß Aufforderungen bedarf. Aber auch die Spielkunst ihrer Bandkollegen Aske Døssing Bendixen (Drums, Percussions) und Carl West Hosbond (Gitarre) kann sich hören lassen. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird Dabke getanzt und man fühlt sich automatisch mit den anderen im Publikum sehr verbunden. Ein wirklich toller Abschluss für unseren Freitag.

Bibiza in der Live Music Hall
27. April 2024, 20:15 – 21:15 Uhr
Franzi, Alike

Genuscheltes Wienerisch mit Rock-Attitüde geht immer. Das hat schon bei Falco funktioniert, mit Bilderbuch ein stabiles Revival gehabt und klappt auch bei Bibiza jetzt wieder. Dazu spielt der Wiener augenzwinkernd eine Künstlerpersona irgendwo zwischen abgehalftertem Rockstar und Zuhälter im Rotlichtviertel. Die 80er Synthies schwirren durch die neblige Luft, alle Bandmitglieder rauchen wechselweise auf der Bühne und dem Taxifahrer Andi wird ein Lied gewidmet. Außerdem ist das Konzert von Bibiza eins der wenigen, bei dem zu den ruhigeren Songs mehr Feuerzeuge als Handylichter geschwenkt werden. Der Gitarrist zerlegt ein grandioses Solo und das ein oder andere Lied bleibt auch richtig gut im Ohr. Bei manchen Songs bleiben wir zwar ein bisschen ratlos zurück. Aber für die Stimmung hat sich das Konzert gelohnt!
Eli Preiss im Club Bahnhof Ehrenfeld
28. April 2024, 19:45 – 20:30 Uhr
Franzi, Alike
Eli Preiss braucht ein bisschen, um warm zu werden. Wir stehen am Anfang recht weit vorne und trotzdem überträgt sich ihre Energie nicht so richtig auf uns. Sie hat eine tolle Stimme, die gerade bei den Balladen schön zum Tragen kommt. Nach ein paar Songs kommt dann doch ein bisschen Power, auch bis zu den hinteren Reihen. Für viele Songs scheint es eine musikalische Grundidee zu geben. Einer scheint zum Beispiel von Drum ’n‘ Bass oder Breakbeats inspiriert zu sein, andere Songs tendieren eher in die R’n’B- oder HipHop-Richtung. Zu den Songs dreht Eli Preiss lässig Piroutten und schaut stolz in die Menge. Insgesamt wirkt ihre Performance aber etwas angestrengt und wir kaufen ihr das noch nicht so ganz ab. Deshalb gehen wir noch nicht komplett überzeugt aus dem Konzert. Aber man darf durchaus gespannt sein, was noch von ihr zu hören sein wird.

Alle Fotos und Videos: Populärkollektiv

Ein Gedanke zu “Spaß gehabt auf der c/o pop 2024”
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.