Es geht weiter mit Filmen vom Kölner Filmfestival. Unsere ersten Eindrücke findet ihr hier.
Michel Gondry – Do it yourself
Rezensiert von @thetalies
Regie: Fançois Nemeta
Dokumentarfilm · F 2023 · 80‘ · OmeU

Von Michel Gondrys Werken kennen die meisten vermutlich „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“. Doch wie vielseitig die einzigartige Arbeit wirklich ist, wurde mir zumindest erst bei diesem Dokumentarfilm bewusst. Angefangen mit Musikvideos für seine eigene Band, ging Michel Gondry von Musikvideos für viele nennenswerten Bands und Künstler:innen, wie Björk, White Stripes oder The Rolling Stones zu Filmen über. Der Film beschreibt die Entwicklung seiner Arbeit über all diese Jahre. Hin und wieder kehrt der Film auch zurück in seine Kindheit, zu seiner Tante und seiner Mutter. Diese Einblicke sind sehr schön und persönlich. Ergänzend sehen wir auch die Kameradschaftlichkeit mit Kollegen wie dem Autor Charlie Kaufman. Gerade die Freundschaft mit Spike Jones wird sehr unterhaltsam illustriert. Der Film geht mit sehr viel Humor an alle Themen heran und untermalt mit ehrlichen O-Tönen von Gondry selbst das Gesehene. Wie genau Gondry arbeitet bleibt leider ein Mysterium, in das der Film uns gerne mehr hätte hineinlassen können. Trotzdem ist es eine gelungene Dokumentation, die Lust macht, sich alle Filme von Michel Gondry anzuschauen und parallel Stop-Motion-Filme zu erschaffen.

The Dive
Rezensiert von @vavasela
Regie: Maximilian Erlenwein
Spielfilm · D 2023 · 91‘ · OmU
Die beiden Schwestern Drew und May verbindet auf den ersten Blick nicht viel – bis auf die Liebe zum Tauchen. Die beiden sehen sich nicht oft, planen jedoch einmal im Jahr einen gemeinsamen Tauchgang. Was nach einem schönen Ausflug in eine Unterwasserhöhle anfängt, endet mit einem schrecklichen Unglück. Die beiden Schwestern kämpfen um Leben und Tod. Jede Sekunde zählt, denn sie haben nicht genug Sauerstoff. Nicht nur die beiden Schwestern müssen des Öfteren die Luft anhalten, auch den Zuschauer*innen im Kino stockt bei diesem Thriller der Atem. Ich habe schon lange nicht mehr so bei einem Kinofilm mitgefiebert wie bei „The Dive“. Aus meiner Sicht ist nicht nur die wirklich gute und unglaublich spannende Storyline herausragend, sondern auch die Darstellung der Verbundenheit der Schwestern, die doch enger ist, als sie am Anfang suggeriert wird. Außerdem machen die tollen Unterwasseraufnahmen den Film zu etwas ganz Besonderem. Gedreht wurden viele Szenen auf offenem Meer, was für die Filmcrew eine große Herausforderung war, wie sie nach der Projektion beim Film Festival Cologne erzählten. Es gibt nicht viele Filme, die im Meer gedreht werden. The Dive ist für mich eines der Highlights des Film Festivals. Für so viel Spannung, Emotion und Mitfiebern gibt es fünf prall gefüllte Popcorn-Tüten.

Four Daughters
Rezensiert von @vavasela
Regie: Kaouther Ben Hania
Dokumentarfilm · F, TUN, D, SAR 2023 · 110′ · OmeU
Die Tunesierin Olfa Hamrouni hat, wie der Titel schon verrät, vier Töchter. 2014 radikalisieren sich die beiden ältesten Töchter und schließen sich dem Islamischen Staat (IS) an. Die Regisseurin Kaouther Ben Hania stellt acht Jahre nach dem Verschwinden die Familiengeschichte der Hamrounis in einem emotionalen Dokumentarfilm nach – bei dem es nicht nur traurige, sondern viele lustige und schöne Szenen gibt, die zeigen, wie eng sich die vier Schwestern waren. Da der Film viel in die Vergangenheit blick, werden die beiden älteren Schwestern und auch Olfa (in traumatischen Szenen), durch Schauspielerinnen verkörpert. Durch diese verschiedenen Erzählebenen aus Dokumentation und nachgestellten Szenen entsteht eine besondere Machart des Films, der fast wie ein Behind the scenes wirkt. Die Zuschauer*innen erhalten einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle von Olfa und ihren beiden jüngeren Töchtern, aber auch einen guten Überblick über all die Geschehnisse der Vergangenheit. Absolut verdient gewinnt der Film den phonex-Preis beim Film Festival Cologne und ist bei den Oscars in der Kategorie „bester ausländischer Film“ nominiert. Auch aus meiner Sicht ist der Dokumentarfilm absolut sehenswert. Aus diesem Grund gebe ich fünf Popcorn-Tüten.

Do Not Expect Too Much from the End of the World
Rezensiert von @catwomhenn
Regie: Radu Jude
Spielfilm · RO, LUX, F, HR · 2023 · 163‘ · OmeU
Angela fährt für ihren Job als Produktionsassistentin durch Bukarest und interviewt ehemalige Mitarbeitende für eine österreichische Firma. Die Firma will ein Video drehen, um ihren Mitarbeitenden zu zeigen, wie wichtig das Einhalten von Sicherheitsvorkehrungen ist. Es wird jedoch schnell deutlich, dass der Arbeitgeber Schuld an den Verletzungen und Unfällen der Menschen ist. Auch Angela selbst sagt ihrem Chef, dass sie nicht weiterfahren kann, weil sie zu müde ist. Er überredet sie jedoch und sie arbeitet weiter.
Der Film zeigt deutlich, wie Arbeitnehmende ausgenutzt werden und gar keine Möglichkeit haben, sich für ihre Rechte einzusetzen. Regisseur und Drehbuchautor Radu Jude inszeniert diese gesellschaftliche Satire unterhaltsam und real. Dabei achtet er auf Kleinigkeiten, die die Zuschauenden zum Schmunzeln bringen. Der Film wird von der starken und markanten Hauptfigur getragen, die von Schauspielerin Ilinca Manolache super gespielt wird. Zu Recht geht der Film bei den Oscars in der Kategorie „Bester Internationaler Film“ für Rumänien ins Rennen. Am Ende bin ich trotzdem nicht mit einem Wow aus dem Film gegangen und daher reicht es nicht ganz für fünf Popcorn-Tüten.

Beitragsbild: Film Festival Cologne, Four Daughters
