Auch im August bleiben wir am Anfang des 20. Jahrhunderts. Es ist sicherlich gerade sehr warm, sodass man nur noch nackt dasitzen möchte, so wie diese Frau, die Nichte der Malerin Suzanne Valadon. Valadon, die nach einem Sturz vom Trapez, der ihre Karriere als Zirkusakrobatin beendete, zum Modell wurde, hatte durch das Posieren für Berthe Morisot, Renoir, Henri de Toulouse-Lautrec und andere die Möglichkeit, deren Techniken zu studieren. Sie brachte sich selbst das Malen bei, und als Toulouse-Lautrec sie mit Edgar Degas bekannt machte, wurde er ihr Mentor. Schließlich wurde sie eine Ebenbürtige der Künstler, für die sie posiert hatte. Sie malte gerne Akte, wie auch hier von ihrer Nichte. Sie legte dabei wert, un-idealisierte und nicht übersexualisierte Darstellungen zu wählen.

In dem Buch „Frauen, die lesen, sind gefährlich“, wird auch über dieses Bild geschrieben. Der Autor sieht in dem Werk eine Frau, die auf ihren Geliebten in einem Hotelzimmer wartet. Für mich sieht es aber eher nach einer Frau aus, die vielleicht gerade geduscht hat und sich anziehen sollte, gerade aber so ein fesselndes Buch liest, dass sie sich davon nicht losreißen kann und so zwischen Dusche und Anziehen im Buch hängen geblieben ist. Neben den anderen drei Jahreszeiten, ist die Sommerzeit auch eine perfekte Zeit zum Lesen, also wer kann es ihr verdenken?
Dieser Artikel erscheint in unserem Kunstkalender für das Jahr 2025 zum Thema „Lesende Frauen“. Hier alle (bisherigen) Artikel in der Reihe:

3 Gedanken zu “Die lesende Frau im Sommer (August)”