Gastbeitrag von Felix vom Podcast Geschichten aus dem Leben

Im Jahr 2018 gewann die Kölnerin Ines Dahmen die dritte und letzte Staffel der Castingshow „Curvy Supermodel“ von RTL II. Nach ihrem Sieg startete sie voll in der Branche durch: Sie arbeitete mit Wilhelmina, einer der weltweit größten Modelagenturen, sowie internationalen Marken und reiste für Aufträge und Shootings um die Welt. Doch dann entschied sich Ines nach vier Jahren, dieses Abenteuer und ihre Karriere als Model zu beenden.
Über ihre Teilnahme an der Show, ihre aktive Zeit im Model-Business und die Entscheidung zum Ausstieg hat unser Gastautor Felix mit ihr gesprochen. Denn er war neugierig: Wie fühlt es sich an, vor laufenden Kameras in einer Castingshow zu stehen? Was steckt hinter der Arbeit als Model – auch abseits von Glamour und Blitzlicht? Und warum hat Ines sich letztlich für einen Neuanfang entschieden? Ein Gespräch über Selbstbestimmung, Mut zur Veränderung und die Kunst, das Leben immer wieder neu zu gestalten – durchgängig gespickt mit einer ansteckenden Portion Humor und Optimismus.
Was hat deine Modelkarriere ins Rollen gebracht?
Lustigerweise hat alles bei einem Fernsehabend mit meiner Mutter angefangen. Wir haben zusammen einen indischen Film auf RTL II geschaut und in einer der Werbepausen kam der Aufruf, sich bei der Castingshow „Curvy Supermodel“ zu bewerben. Die Show kann man sich im Grunde vorstellen wie „Germany’s Next Topmodel“, mit denselben Aufgaben und einem ähnlichen Ablauf – nur eben mit Fokus auf Curvy Models. Meine Mutter meinte direkt, ich soll mich bewerben. Am Anfang war ich selbst ein bisschen skeptisch. Das hat mir aber den ersten Impuls gegeben und letztlich bin ich über die Teilnahme an der Show dann Schritt für Schritt in diese ganze Welt hineingerutscht.
Viele schauen Castingshows im Fernsehen, aber eigene Erfahrungen als Teilnehmer:in oder sogar Gewinner:in haben die wenigsten. Wie lief das bei dir ab?
Die Dreharbeiten für „Curvy Supermodel“ dauerten ungefähr sechs Wochen. Zum Glück hatte ich da schon meine schriftlichen Abitur-Prüfungen hinter mir, nur die mündliche Prüfung stand danach noch an. Die Drehtage waren richtig lang, oft von morgens um 7 Uhr bis abends nach 21 Uhr. Das geht dann früher oder später schon an die Substanz. Ob man da bestimmte Dinge sagt oder macht – darüber denkt man irgendwann nicht mehr viel nach. Viele kennen das sicher selbst aus dem Fernsehen: Drama bringt Quote, Zickenkrieg verkauft sich besser. Die anderen Teilnehmerinnen und ich hatten aber zum Glück so eine Art stillen Pakt, dass wir uns nicht gegeneinander aufstacheln lassen.
Das klingt nach einer nervenaufreibenden Erfahrung – wie hast du es geschafft, dabei die Ruhe zu bewahren und dich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen?
Klar, ein Spruch hier oder eine genervte Bemerkung da lässt sich natürlich nicht immer vermeiden, wenn man müde ist und unter Druck steht. Man bekommt in den Interviews für die Show wieder und wieder dieselben Fragen gestellt, und irgendwann denkt man sich dann einfach nur noch: „Okay, ihr wollt gerade diese Antwort haben, ich möchte mich einfach nur kurz ausruhen – bitte, hier habt ihr eure Antwort.“ Trotzdem haben wir es alle geschafft, größere Konflikte während der Dreharbeiten zu vermeiden. Fast noch schwerer war aber die Zeit danach: Nach dem Dreh mussten wir noch zwei Monate warten, bis die Show ausgestrahlt wurde. In dieser Zeit durfte ich mit niemandem über das Ergebnis sprechen. Das war schon schräg – vor allem, weil auch das Finale bereits vor der Ausstrahlung abgedreht war und ich längst wusste, dass ich gewonnen habe.
Wenn man dich googelt, findet man aus der Zeit nach deinem Sieg noch einige Artikel über dich – zum Beispiel in der Rheinischen Post oder der Gala, danach wurde es aber schnell still um dich in der Öffentlichkeit. Woran lag das?
Es gibt Leute, die es lieben, ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen, und die dabei richtig aufblühen. Bei mir war das nicht so. Mir hat es zwar Spaß gemacht, für die Zeit der Show im Rampenlicht zu stehen – aber ich bin auf lange Sicht einfach nicht der Typ dafür. Ich wurde zum Beispiel einmal beim Einkaufen bei ALDI von einer Mutter gefragt, ob wir ein gemeinsames Foto für ihre Tochter machen können. Das war okay für mich, ich war dafür offen – aber ich hatte in dem Moment auch das Gefühl, nicht mehr ganz so frei zu sein, wie ich es sonst wäre. Ab da war für mich klar: Ich arbeite weiter als Model, weil ich den Job gerne mag – aber der Aspekt des Ruhms und der Öffentlichkeit gehört für mich einfach nicht dazu. Ich hatte durch den Sieg bei der Show auch so eine gute Ausgangslage, um mir einen Kundenstamm als Model aufzubauen.
Wie kann man sich die Arbeit als Model und den zugehörigen Berufsalltag vorstellen?
Man stellt sich den Modeljob oft glamouröser vor, als er eigentlich ist. Viele denken auch, dass du als Model automatisch berühmt bist. Aber eigentlich bist du vor allem eins – eine Projektionsfläche. Du setzt vor der Kamera um, was vom Kunden erwartet wird. Letztlich ist Modeln eine Art Dienstleistung. Mir fehlte dabei deshalb auch irgendwann die Selbstwirksamkeit und es hat mich nicht mehr erfüllt. Das Kreative daran hat mir aber immer Spaß gemacht und der Job ist extrem abwechslungsreich: Einen festen Berufsalltag gibt es kaum, jeder Tag ist anders. Mal steht man früh im Studio, mal ist man draußen bei Wind und Wetter – es hängt ganz vom Auftrag, Kunden und Ort ab. Dementsprechend wäre „Alltag“ wohl nicht der passende Begriff dafür. Ich habe es immer gerne als „Abenteuer“ bezeichnet, das trifft es besser.
Worauf bist du besonders stolz, wenn du auf deine Zeit in der Branche zurückblickst?
Besonders stolz bin ich darauf, dass ich mir nach vier Jahren selbst eingestanden habe, dass es für mich Zeit zum Weiterziehen war – und dabei auch zu mir selbst gestanden habe. Das war dann trotzdem in der Umsetzung noch ein schwieriger Prozess, denn manche Kundenbeziehungen waren ja auch sehr stark und da hatten sich auch Freundschaften entwickelt. Deshalb würde ich sagen, es war ein schwerer, aber schöner Abschied. So konnte ich am Ende vor allem die schönen Seiten meiner Zeit als Model in Erinnerung behalten – und das ist auch generell eine meiner Stärken: Das Positive in allem zu sehen.
Du hast sehr früh im Leben schon sehr viel erreicht und den Traum vieler junger Frauen gelebt – was wünschst du dir jetzt noch?
Beruflich steht mir noch alles offen – mit meinen jetzt 25 Jahren habe ich gerade keinen festen Plan oder konkrete Ziele wie damals beim Modeln, wo ich genau wusste, was ich erreichen will. Heute gehe ich alles viel offener und entspannter an. Für mich persönlich habe ich aber gemerkt, dass Gesundheit ein sehr, sehr wichtiges Gut ist. Außerdem habe ich über die Jahre gelernt, wie wichtig mir die Nähe zu meinem Umfeld, also zu meiner Familie und zu meinen Freund:innen ist. Das habe ich während der intensiven Zeit als Model ein Stück weit aus den Augen verloren und jetzt umso mehr zu schätzen gelernt.
Das komplette Gespräch zum Nachhören gibt es in Folge #35 von Felix‘ Podcast „Geschichten aus dem Leben“, zum Beispiel auf Spotify.
Beitragsbild: unsplash/ Allec Gomes
