Hola, ¿qué tal? Wäre ich die Sendung mit der Maus, würde ich jetzt sagen: „Das war Spanisch.“ Und ich bin schon stolz drauf, dass ich gerade wieder ein bisschen mehr in dieser Sprache sagen kann als nur „wie geht’s?“ Ich war nämlich vor Kurzem im Urlaub in einer Sprachschule, um meine doch etwas eingeschlafenen Spanischkenntnisse zumindest ein bisschen aufzufrischen. Vielleicht gibt es unter euch Leser:innen ja auch welche, die mit dem Gedanken spielen, sich mal wieder an eine Fremdsprache zu wagen oder dies bereits tun. So oder so hoffe ich, ihr folgt meinem kleinen linguistischen Ausflug hier.
Bevor ich euch von der Sprachschule am Strand erzähle (ja, das Beitragsbild ist von da und nicht bearbeitet), möchte ich aber etwas weiter ausholen. Meine Idee mit dem Sprachenlernen ist nämlich nicht neu, die schleppe ich schon seit Monaten, okay seit Jahren mit mir rum. Wie die meisten habe ich Fremdsprachen in der Schule gelernt… und dann außer im Urlaub fast nicht mehr verwendet. Also abgesehen vom Englischen. Das Problem ist, wenn man die gelernte Sprache nie nutzt, dann vergisst man alles sehr schnell wieder. In meinem Empfinden gibt es in jeder Sprache eine mentale Hürde, die man einmal überwinden muss, damit man sich auch traut, zu sprechen. Ich bin mir sicher, es gibt andere, vermutlich extrovertiertere Leute, die nach wenigen Lektionen einfach drauf los reden, aber dazu fehlt mir der Mut. Ich habe einen bestimmten Punkt, bis zu dem es mich wirklich Überwindung kostet, in einer Fremdsprache zu kommunizieren. Und Englisch ist die einzige Sprache, bei der ich heutzutage einfach drauflos plappern kann und mich nicht so dumm dabei fühle. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass fünfzig Prozent meiner Arbeitszeit auf Englisch stattfindet und ich sehr viele Medien von YouTube bis zu Büchern in dieser Sprache konsumiere.
Das Gemeine aber, wenn man in einem internationalen Umfeld arbeitet, ist, dass man sich doch auch schnell unzulänglich vorkommt – also ich zumindest. Kolleg:innen haben lange Zeit im Ausland gelebt und sprechen die entsprechende Landessprache fließend. Oder ihre Muttersprache ist gar nicht (nur) Deutsch oder sie haben Partner:innen, die kaum oder wenig Deutsch können und daher eine andere Kommunikationssprache mit ihnen nutzen. Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn ich mitbekomme, dass Leute nicht nur die gängigeren Englisch, Spanisch, Französisch können, sondern auch Arabisch, Swahili oder Bengali. Teilweise sprechen meine Kolleg:innen vier oder fünf Sprachen fließend und können Übersetzungsarbeiten machen, während ich zwar irgendwann in meinem Leben dieselbe Anzahl an Fremdsprachen gelernt habe, aber wahrscheinlich keine sinnvolle Unterhaltung zustande bekommen würde.
Anfang des Jahres habe ich deshalb versucht, mit der App Duolingo mir ein bisschen Swahili beizubringen. Es hat… nicht so wirklich gut geklappt. Zugegeben, ein Grund war eindeutig auch, dass ich mich nicht jeden Tag zu einer der kurzen Lektionen durchringen konnte. Aber der viel gewichtigere Grund war, dass das System mich einfach nicht überzeugen konnte. „Was bedeutet xx?“ Ja, Duolingo-Eule, das frage ich dich! Woher soll ich das wissen, wenn ich das Wort noch nie gehört habe? Bring mir doch erstmal die Vokabeln bei, bevor du mich „spielerisch“ mit ihnen testest und mir Leben abziehst, wenn ich sie nicht magischerweise weiß! Jedenfalls kriege ich seitdem mit Regelmäßigkeit enttäuschte oder vorwurfsvolle Benachrichtigungen ebenjener Duolingo-Eule, dass ich lange nicht mehr gelernt hätte. Zwischendrin hat sie lange geschwiegen, aber seit etwa einer Woche ist sie offenbar wieder wach.

Nach diesem kleinen neusprachlichen Ausflug entschied ich mich jedenfalls, das zu tun, was ich schon seit Jahren eigentlich machen will: mein Spanisch wieder aufzubessern. Denn in der Schule und den Jahren danach bin ich leider nie über die besagte mentale Hürde gekommen, dass ich mich traue, es einfach zu sprechen. Daher habe ich schon lange überlegt, eine Sprachreise zu machen, konnte mich aber dann doch nie dazu durchringen. Daher traf es sich ganz gut, dass ich nach der Entscheidung für die Buchung einer zweiwöchigen Gruppentour als Reise dieses Jahr immer noch Urlaubstage übrig hatte. Als ich also im Reiseführer las, dass es an der letzten Station besagter Reise eine Sprachschule direkt am Strand geben sollte, überlegte ich nochmal kurz und buchte dann für eine Woche. Für noch mehr Immersion hätte es auch noch die Möglichkeit gegeben, dort in einer lokalen Familie zu wohnen, aber ich fragte doch lieber einen Platz im Mehrbettzimmer im Wohnheim der Sprachschule mit an. Die Vorstellung, nach zwei Wochen Gruppenreise noch eine Woche bei mir fremden Leuten zuhause zu wohnen, war doch etwas viel.
Und so kam es, dass ich mich Mitte November in einem kleinen pazifischen Ort in Costa Rica wiederfand und spanische Grammatik und Vokabeln paukte. Die Woche in der Sprachschule sah so aus, dass wir am ersten Morgen ein kurzes Evaluierungsgespräch mit einer Lehrperson hatten, in dem ich mir völlig einen abstotterte. Danach wurden alle in verschiedene Kurse eingeteilt. Eigentlich sind in diesen meist sechs Teilnehmende, in meinem Kurs waren nur ein 50Jähriger US-Amerikaner namens Brian und ich. Das hieß, wir mussten auch ordentlich mitmachen, denn sich zurückziehen und stiller sein, war eben bei zwei Leuten nicht. Unsere profesora Carmen wechselte zwischen mündlichen und schriftlichen Übungen und Spielen und frischte so mit uns in der Woche die Erinnerung an einige grammatikalische Grundlagen von Präteritum zu Präpositionen wieder auf. Unterricht war immer vier Stunden am Tag, abwechselnd morgens oder nachmittags, und dann gab es natürlich noch Hausaufgaben. Dass vor der Tür das Meer war und man vom Schulgelände direkt auf den Strand kam, war natürlich wunderbar, aber manchmal auch ein bisschen ablenkend. Es war nun auch durchaus exquisit, im November bei über 30 Grad, sofern es nicht gerade wie aus Kübeln goss, mal eben nach dem Unterricht schwimmen oder surfen zu gehen, während meine Freund:innen aus Deutschland die ersten Fotos von Glühwein und Schnee posteten. Natürlich sollte man auch abseits des Unterrichts so viel Spanisch wie möglich sprechen, aber das war mit vielen Anfänger:innen, die sich noch sehr viel schwerer in der Konversation taten als ich, doch schwierig. Vor allem wenn leider die Mehrheit der Leute Deutsch kann. In so einer Sprachschule kommt eine bunte Mischung an Leuten zusammen, auch wenn der Großteil etwas jünger war als ich. Erstaunlicherweise kamen an meiner Sprachschule 50% der Schüler:innen aus der Schweiz. Ich konnte leider keine Statistik dazu finden, ob bei Schweizer:innen Sprachen lernen gerade einfach sehr beliebt ist, daher kann ich euch den Grund dafür nicht liefern. Eine Woche war das Minimum, das man bleiben konnte, teilweise sind die Leute aber auch monatelang da. Ich kann für mich sagen, dass mir die eine Woche in der Form gereicht hat und ich mich nun eher wieder nach alternativen Lernmethoden umschaue.

Ich finde es interessant, dass seit meinen ersten Erfahrungen mit Fremdsprachen lernen in der Schule sich einiges verändert hat und anderes doch gar nicht. Apps wie eben Duolingo bewegen einen dazu, schnell mal hobbymäßig eine Fremdsprache anzufangen und auch so schnell wieder abzubrechen. Laut Duolingo-Sprachreport 2023 zeigen ihre Daten etwa, dass Generation Z sehr viel häufiger Sprachen wechselt, während die Boomer-Generation länger am Ball bleibt. Eigentlich eine schöne Entwicklung, dass man eben nicht teure VHS-Kurse oder wie ich Sprachreisen (die nun wirklich auch nicht billig war) machen muss, sondern sich einfach mal ein bisschen ausprobieren kann mit Apps oder ähnlichem. Spannend daher auch, dass vor allem die jüngere Generation mit Duolingo nicht nur als ergänzendes Hobby Sprachen lernt, sondern auch, um politische Solidarität auszudrücken, und wachsendes Interesse an anderen als den populären Schul-Fremdsprachen hat. Angesichts dieser Entwicklung finde ich es umso interessanter, dass der Unterricht in der Sprachschule ungefähr dieselbe Art war wie damals zu meinen Schulzeiten. Man hat ein Textbuch, digitale Methoden Fehlanzeige. Natürlich hilft einem auch die beste App aber wahrscheinlich nichts, wenn man nicht irgendwann ins Reden kommt. Ich kann nach der Woche Sprachschule zwar sagen, dass ich mich wieder deutlich sicherer fühle im Spanischen, aber die mentale Hürde immer noch da ist. Vielleicht starten die Duolingo-Eule und ich also auch einen neuen Versuch und ich schaue, wie ich die mündliche Komponente irgendwie in mein Leben integriert bekomme. Sprach-Tandem, Mittagspause in anderen Sprachen mit den Kolleg:innen…ich habe durchaus ein paar Ideen.
Habt ihr gute Tipps, um im Erwachsenenalter Sprache (wieder) zu lernen? Lasst es uns gern wissen!
Beitragsbild: Kim/Populärkollektiv
