Freund:innenschaften

Das ist eins der Wörter, die sich gegendert doch sehr merkwürdig anhören. Aus diesem Grund gendere ich Freund:innenschaften selten. Dabei ist es wichtig den Unterschied zu zeigen, da auch die Beziehung eine andere ist.

Freundinnenschaften sind kompliziert. Aber sind sie das wirklich oder glauben wir es nur, weil sie überall so dargestellt werden? Der Diskurs bekommt mehr Aufmerksamkeit und die Thematik in Filmen und Serien ändert sich. Auf Netflix und anderen Streamingplattformen werden Female Freindships in den Mittelpunkt gestellt und gezeigt, wie eine gesunde Freund:innenschaft aussehen sollte bzw. könnte. Never Have I Ever, Die Diebischen Elstern oder Good Girls sind da nur einige Beispiele. But let’s go back to why there is a problematic representation of female friendships:

Kein Platz für Freundinnen

Punkt 1: Oft finden Freundinnenschaften gar nicht erst statt. Zu viele Frauen dürfen auf dem Bildschirm nicht zu sehen sein. So kennen wir alle den typischen Trope der Jungsclique aka the boy’s club, in welcher sich ein Mädchen geehrt fühlen kann, wenn sie mitmachen darf. In den meisten Fällen ist es dann auch noch so, dass sie den Love-Interest für einen der männlichen Charaktere spielen darf. What an honor! Als Beispiel fällt mir da ein: TKKG, Harry Potter, Die Wilden Kerle

Dieser Trope veranschaulicht das Queen B Syndrom. Es ist nämlich oft so, dass sich die Frauen einzig und allein unter Männern sehr gut fühlen und sie den Einstieg einer anderen Frau nicht befürworten. Das passiert nicht nur in Serien, sondern auch gern im beruflichen Alltag. Sie sehen die „andere Frau“ als Bedrohung. Und wer fällt uns bei Queen B ein? Blair Waldorf, weil Beyoncé sich da auch glaube ich einfach keine Gedanken machen muss oder vielleicht doch? Wusstet Ihr das Waldorf von Walford kommt und auf das Modelabel und die Familie dahinter anspielt?

Frenemies

Blair und Serena, generell die originale Fernsehserie von Gossip Girl, symbolisieren eine beliebte Dynamik und Problematik sehr gut. Scheinbar sind sie beste Freundinnen, doch die Konkurrenz zwischen den beiden ist sehr groß. Vor allem Blair hat starke Minderwertigkeitskomplexe, welche sie auf Serena überträgt. Verständlicherweise hat sie das Gefühl, dass Serena alles ohne Anstrengung bekommt. Diesen Gedankengang kenne wahrscheinlich sehr viele von uns (außer Serena vermutlich) und ist auch das Geheimnis. Das Gras auf der anderen Seite ist grüner, you know?

Es entsteht ein Machtkampf, wer die Königin der Upper East Side ist. Nur eine kann die Macht haben, nur eine die Schönste sein und nur eine alle Aufmerksamkeit bekommen. Logisch, dass sich das auf die Zuschauenden überträgt. Aber wer sagt denn, dass es nur die Eine geben kann? Heidi Klum, ok. Dabei zeigt Gossip Girl jedoch, dass Blair nur Queen sein kann, wenn andere Frauen sie unterstützen. Die Unterordnung und die Ausbeutung dieser führt letztendlich zu Meuterei und Revolution. Auch in der Gesellschaft sieht man ein ähnliches Phänomen. Die Karrierefrau, die für ihre Emanzipation gefeiert wird, kann Arbeit und Familie meist nur stemmen, weil sie Hilfe von Frauen aus marginalisierten Gruppen hat, deren Arbeitsbedingungen viel zu wünschen übrig lassen. Auch hier kann eine Frau nur strahlen, weil andere ausgebeutet werden. Dies gilt natürlich auch für Karrieremänner. Falls Euch das Thema mehr interessiert, lest mal bei Laurie Penny rein. Aber was ziehen wir nun aus Gossip Girl? Wenn wir alle zusammenarbeiten, kann jede einzelne von uns umso breiter strahlen.

Kleiner Nebeneintrag: Die Produzierenden von Gossip Girl sind dieselben Menschen, die auch O.C. California kreiert haben. Bei The O.C. sieht die Freundinnenschaft jedoch ganz anders aus. Summer und Marissa unterhalten sich zwar viel über Männer, aber sind stets füreinander da. So war O.C. nicht nur in der Musik sehr fortschrittlich, sondern auch was Freund:innenschaften anbelangt. Fangirl Modus aus und weiter im Text.

Offensichtlich ist das leichter gesagt als getan und vielleicht ist es auch eine sehr subjektive Sichtweise, dass sich Kerle untereinander mehr gönnen können und auch der Konkurrenzkampf zwischen Brüdern geringer ist als bei Schwestern. Aber warum ist das so? Auf der Toilette im Club, leicht oder mehr angetrunken, sind Frauen doch immer so supportive. Kommt mir da jetzt bitte nicht mit Evolution, Fortpflanzung oder was von wegen, die Frau will sicherstellen, dass der Mann sie auswählt. Eine Gebärmutter kann nur alle neun Monate ein Kind erzeugen. So ein Samenerguss kann mehrmals täglich stattfinden. Also sollte ja mal ganz klar sein, wer hier auswechselbar ist. Konkurrenz gibt es daher sicherlich auch zwischen Männern, nur halt anders.

Auch Freundschaften, aka Männerfreundschaften, haben eine problematische Repräsentation. Toxic Masculinity beherrscht diese Freundschaften. So können sich Männer selten emotional oder körperlich näherkommen. Daraus resultieren oft homophobe Witze und Denkweisen. Mehr dazu könnt ihr im Podcast Feuer und Brot hören. Die Folge „Freund:innenschaften“ behandelt außerdem die Heteronormativität von Freund:innenschaften. Hört mal rein!

But there is hope..

Als gutes Gegenbeispiel dienen Die Wilden Hühner. Es freut mich, dass es tatsächlich Kinder- und Jugendliteratur gibt, die zeigt, wie es anders gehen kann. Hier haben wir Freundinnen, die sich gegenseitig unterstützen und helfen. Es gibt hier und da mal Streitereien und Neid, aber auf eine lehrreiche Art und Weise. Außerdem werden die einzelnen Charaktere ausgebaut und dienen nicht nur dazu der Protagonistin mehr Tiefe zu verleihen. Oft ist das nämlich der einzige Grund der besten Freundin in Filmen, dass die Hauptfigur ihre Gefühle und Motive erläutern kann.

Hier kommen nun meine liebsten Freund:innenschaften on Screen:

Grace and Frankie überkommen das, von dem ich hier schreibe. Sie können sich nicht leiden, bis sie feststellen, dass sie dieselben Problemchen haben und sich so sehr gut gegenseitig helfen können. Ihre Unterschiede stärken und verbinden sie. Zusammen erschaffen und kreieren sie Erfolg, den sie sonst nicht bekommen würden.

Meredith und Christina wissen was es heißt, eine Person zu haben. Sie stellen ihre Freundin über alle anderen Beziehungen, die sie haben. Grey’s Anatomy und die Creatorin Shonda Rhimes sind bekannt für Frauenrollen, die aus den Stereotypen ausbrechen, die weniger perfekt sind und Makel haben. Die vor allem nicht nur ‚likable‘ sind und anderen alles recht machen. So sind auch die Beziehungen unter den Frauen anders als in anderen Inhalten. Außerdem haben sie das Dancing it out groß gemacht.

Anne und Leslie aus Parks and Recreation. Ich mein, wer will Leslie nicht als beste Freundin haben. So supportive und voller Komplimente. So bedacht und vielleicht etwas zu energetisch. Ich würde mich freuen, wenn mir jemand einen Binder (=organisierter Ordner) mit einem fünf Jahres Plan macht, damit ich meine Ziele erreiche. Kein Wahnsinn ist zu groß, um die Seite der jeweils anderen zu verlassen und der anhaltende Rückenwind lässt Hindernisse beim Fliegen ganz klein wirken.

Was sind eure liebsten Freundinnenschaften?

Beitragsbild: Populärkollektiv


 

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